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Von der Quelle zur Elbe

RADREISE Ferien zu Hause? Zwischen Bremen und Hamburg eignet sich der Oste-Radwanderweg für Tagestouren oder Kurzreisen

Kirchen für Radler

■ Im größten geschlossenen Obstanbaugebiet Europas, dem Alten Land zwischen Stade und Hamburg, stärkt die hannoversche Landeskirche den Radtourismus mit neuen Angeboten. Sechs evangelische Kirchen in Stade und dem Alten Land werden am 7. Juli als „Radwegekirchen“ ausgezeichnet und bieten damit einen besonderen Service für Gäste, die auf zwei Rädern unterwegs sind.

■ Geöffnet sind die Radwegekirchen tagsüber von Ostern bis zum Reformationstag verlässlich. Es gibt oft Abstellmöglichkeiten für Fahrräder mit Gepäck und Orte für die Rast, Trinkwasser und Toiletten sind zugänglich. Unter den neuen Radwegekirchen sind den Angaben zufolge St. Cosmae und St. Wilhadi in Stade sowie die Kirchen in Grünendeich, Mittelnkirchen, Jork und Borstel.

VON THOMAS JOERDENS

„Mensch, ist der Fluss schön. Warum geht der Weg denn nicht weiter?“ Mit dieser Frage schauten in Bremervörde schon viele Radler die Oste flussaufwärts. Der Radfernweg „Deutsche Fährstraße Bremervörde–Kiel“ führt nur am Unterlauf der Oste entlang. Seit dem vergangenen Herbst gibt es nun die komplette Oste mit den entsprechenden Wegweisern. Der „Oste-Radweg“ startet bei den Tostedter Quellen, südlich der Autobahn 1, und endet an ihrer Mündung in die Elbe bei Neuhaus. Die Routenplaner von der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. hoffen mit ihrer jüngsten Tour auf einen ähnlichen Erfolg bei den Radwanderern wie mit der „Deutschen Fährstraße“, die die AG vor acht Jahren eröffnet hat. Die Touristiker hoffen zu Recht.

Die 145 Kilometer des längsten Elbe-Nebenflusses trumpfen mit sämtlichen landschaftlichen Reizen auf, die das Elbe-Weser-Dreieck zu bieten hat. Die Oste entspringt sieben Quellen, unter anderem einer feuchten Pferdekoppel in Tostedt-Otter. Zunächst fließt das ruhige Bächlein, aus dem allmählich ein schmaler Fluss wird, durchs Tister Bauernmoor. Das über 1.200 Hektar große Naturschutzgebiet teilen sich Kraniche und Seeadler, die man mit etwas Glück vom Aussichtsturm oder von der Moorbahn aus beobachten kann. An bewaldeten Stellen des Oberlaufs leben Biber und Eisvögel.

Naturerlebnisse wechseln sich ab mit Abstechern in Dörfer und Städtchen, die für Erkundungen oder mindestens ausgedehnte Radpausen lohnen. In Zeven stellt sich ein Mann mit grauer Perücke, schwarzem Gehrock und weißen Rüschen als Carl Friedrich Gauß vor. Gästeführer Georg Breitenbach erzählt im Kostüm des berühmten Mathematikers, Astronomen und Physikers (1777–1855) über dessen Job als Landvermesser in Zeven. Keine zehn Kilometer weiter flussabwärts steht hinter einer Holzbrücke die Eitzter Wassermühle. Dort gibt es im Landfrauen-Café die leckersten Torten weit und breit.

Nach Bremervörde folgt der „Oste-Radweg“ der „Deutschen Fährstraße“. Am Unterlauf verbreitert sich der Fluss zusehends. An der Küste trifft eine bis zu 200 Meter breite und stellenweise 14 Meter tiefe Oste auf die Elbe. Dort können Radtouristen das Ostesperrwerk und Seehundbänke sehen und salzige Luft schmecken. Vor Hochwasser schützen fünfeinhalb Meter hohe Deiche, auf denen Schafe grasen.

Zu Windjammerzeiten gehörte der Fluss noch Fischkuttern, Walfängern, Frachtern. Der letzte aktive Fischer machte seinen Kutter in Geversdorf fest. Heute tummeln sich auf der Oste vor allem Segler und andere Wassersportler. Die vergangenen Zeiten erahnen die Radwanderer noch, wenn sie die Oste mit Deutschlands ältester Schwebefähre in Osten-Hemmoor, Baujahr 1909, überqueren oder am Ufer in Gräpel die Glocke läuten, um die letzte handbetriebene Prahmfähre auf der Oste zu rufen.

Unter www.oste-radweg.de gibt es neben Karten viele Infos zur Oste sowie zu Ausflugszielen, Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und Fahrplänen der Verkehrsbetriebe im Elbe-Weser-Dreieck.

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