: Die Festungsstadt an der Adria
DUBROVNIK Die Mauern von Dubrovnik sind schon von Weitem hoch oben über dem Meeresspiegel zu sehen. Die von der Unesco geschützte Altstadt ist eine Perle an der Adria
■ Informationen gibt es in der Kroatischen Zentrale für Tourismus, Hochstraße 43, 60313 Frankfurt am Main, Tel. 06 92 38 53 50, www.kroatien.hr, www.tzdubrovnik.hr
■ Flüge: www.croatiaairlines.com
■ Unterkunft: Hotel Bellevue, Pera Cingrije 7, Dubrovnik, www.hotel-bellevue.hr
■ Pension: Villa Darrer: www.dubrovnikportal.com/adriano, Studios für 2 Personen, 60 Euro, es gibt auch Apartments für 4 Personen Oberhalb von Dubrovnik in der Nähe der Seilbahnstation. Die Besitzerin spricht Englisch und arbeitet beim Tourismusverband.
■ Kultur: das 63. Dubrovnik-Sommerfestival fängt am 10. Juli 2012 an und geht bis zum 25. August. In der Altstadt gibt es dann unter anderem zahlreiche Konzerte und Theateraufführungen. Das gesamte Festivalprogramm ist im Internet unter www.dubrovnik-festival.hr abrufbar.
■ Ausflüge: Mit der Seilbahn auf den Berg Srd: www.dubrovnikcablecar.com, Infos über Seekajak, Schnorcheln, Wandern, Biken und andere Touren gibt es bei www.adventuredalmatia.com
■ Besichtigung der Höhle Skycellar am Flughafen Dubrovnik (10–18 Uhr). Mit Ausstellung der Weine aus der Region Konavle.
■ Bootstour: Von der Altstadt aus kann man mit dem Boot zum Adria-Städtchen Cavtat, einem beliebten Touristenort mit Sandstränden, fahren. Die Überfahrt dauert etwa 40 Minuten.
VON PETRA SPARRER
Samstag, 12 Uhr. Mit dem Glockenschlag der Hammermänner Maro und Baro auf dem Uhrturm verdunkelt sich der Himmel über dem Marktplatz von Dubrovnik. Salko, der Taubenfütterer hat mit Schwung seinen Futtereimer geleert. Eine Wolke aus Tauben geht auf dem Platz nieder. Die Fütterung ist ein Ritual mit langer Tradition. Salko gehört zum Dubrovniker Urgestein, sein Arbeitsplatz ist heilig, die Kinder sind begeistert und die Urlauber haben ein Fotomotiv.
„Das Leben geht weiter wie vor dem Krieg“, sagt Sandra Misic. Die blonde Fremdenführerin war schon einige Male in Deutschland und weiß, was Besucher ihrer Stadt zum Staunen bringt.
Mit ihrer Unbeschwertheit war es vorbei, als beim Angriff der Serben im Oktober 1991 rund 2.000 Granaten auf die Stadt fielen. Ihre Familie blieb in Dubrovnik und versteckte sich bis 1995, oft in Kellern. Eine harte Zeit, die nicht alle überlebten. Heute erinnert der Sponza-Palast, das einstige Zollamt und jetzige Stadtarchiv, an die gefallenen Verteidiger der Stadt.
Die Touristen sind längst wieder zahlreicher als die Tauben, und von den Kriegsschäden ist nichts mehr zu sehen. Helle Steine von der Insel Brac, das Originalmaterial vieler Gebäude, wurden für den Wiederaufbau genutzt. „Der heilige Blasius“, die Fremdenführerin deutet auf die nach ihm benannte barocke Kirche Sveti Vlaho – „unser Schutzpatron und beliebtester Bürger“. Seine vergoldete Silberstatue steht auf dem Hochaltar. Seine wertvollen Reliquien birgt die Schatzkammer der Kathedrale. Wer aufmerksam durch die Altstadt spaziert, entdeckt insgesamt 22 Statuen des Heiligen. „Er bewahrt vor Halsschmerzen und Erkältung. Das klappt nicht immer, aber er kann auch größeres Unglück abwehren“, sagt Sandra. Gegenüber am Rektorenpalast wird ihre Stimme ernster, schließlich geht es um beeindruckende Fakten: „800 Jahre lang, von 1000 bis 1806, als Napoleon kam, war in Dubrovnik die Welt in Ordnung.“ Die freie Republik Ragusa gelangte durch regen Seehandel mit Türken und Venezianern zu Reichtum. Sie führte keine Kriege, und ihre Demokratie war ihrer Zeit weit voraus.
Der Große Rat aus volljährigen Adeligen wählte jeden Monat einen neuen Rektor zum Regierungschef. Er zog für diesen einzigen Monat seiner Herrschaft in den Palast und durfte ihn nicht verlassen. Sandra: „Das war sehr effektiv, auch für das öffentliche Wohl.“ In Ragusa gab es eine der ersten Apotheken, ein staatliches Krankenhaus, die Stadt bezahlte eigene Ärzte, sie hatte eine Kanalisation.
Auf dem Stradun, der gemütlichen Fußgängerzone zwischen den Brunnen, drängen sich in der Saison vormittags die Kreuzfahrttouristen. „Die Stadt hat bereits über Zeitfenster mit begrenzter Besucherzahl in der Altstadt nachgedacht. Im Herbst und Winter ist jedoch alles wie leer gefegt“, erzählt Sandra.
Zu Fuß ist der Stradun die schnellste Verbindung zwischen den beiden Toren der Stadtmauer und zum Hafen, zwischen dem Franziskanerkloster mit Kreuzgang und Europas drittältester Apotheke und dem Dominikanerkloster aus dem 14. Jahrhundert mit sehenswerter Gemäldesammlung. Eisdielen, Cafés, Restaurants und Läden verleiten zum Treppensteigen in den immerhin schattigen Gassen oberhalb der beliebten Flaniermeile.
Auf eine Gasse begrenzte sich einst Dubrovniks Judenviertel. Die Synagoge kann man besichtigen. „Alle Häuser, die Balkone haben, sind vor 1667 entstanden“, erklärt Sandra. Nach dem Jahr des großen Erdbebens, das mehr Häuser zerstörte als der Krieg, wurden Balkone in der Altstadt verboten.
Inmitten der Souvenirshops, der lokalen Modedesigner, Schmuckläden, Restaurants und schicken Galerien Richtung Kathedrale freut sich noch ein Dubrovniker Urgestein über Besuch von Touristen: Hrvose Cikato, Barbier in der dritten Generation. „Herein, herein“, winkt er. Pin-ups, ein Foto von Johannes Paul II., ein Vogelkäfig, Familienporträts, zwei große Spiegel, ein altes Radio – sein Salon in der Od. Puca 17 ist vollgestopft und macht neugierig. Im Gästebuch des Barbiers haben auch Japaner ihren Gruß hinterlassen.
Hat der gastfreundliche Mittsechziger gerade keine Kundschaft, schaut er Fußball oder raucht eine Zigarette. Man könne sich setzen, auf die Ledercouch, lädt er ein, Platz ist dort allerdings nicht. Er spricht etwas Deutsch und hat nichts gegen ein Foto, selbst wenn man sich nicht rasieren lässt.
Am frühen Abend, wenn das Licht intensiver wird, ist es Zeit für einen Spaziergang über Dubrovniks 1.940 Meter lange Stadtmauer, erbaut im 13. Jahrhundert. Die rosaroten Ziegel auf den Dächern glänzen in der Sonne. Über ein paar Dachterrassen reicht der Blick zur Kathedrale. Boote schippern vom Hafen zur Insel Lokrum, ein schöner Badeausflug. Wo früher Mönche lebten, spazieren heute die frei auf der Insel lebenden Pfauen durch die Klosterruine.
Vielleicht gondelt auch die Seilbahn auf den Berg Srd gerade vorbei. Von dort oben ist der Blick fantastisch. Nur eine Bucht trennt die Stadtmauer von der 37 Meter hohen Felswand, auf der die Festung Lovrijenac thront, Schauplatz des Dubrovniker Sommerfestivals.
SANDRA MISIC, FREMDENFÜHRERIN
Es hat sich das Symbol „Libertas“ auf die Fahne geschrieben. Dies erinnert an den Wahlspruch der Republik Ragusa „Non bene pro toto libertas venditur auro“ (Nicht für alles Gold der Welt ist die Freiheit zu verkaufen), der am Tor des Bollwerks geschrieben steht.
Sandra träumt in der Abendsonne schon von ihrem Wochenendausflug auf die Insel Mljet mit einem See und einem Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert.
Ihr Boot legt morgen ab, vom Hafen Gruz auf der Halbinsel Lapad. Im Sommer komme man sich bei Ausflügen von Dubrovnik aus auf die Elafiteninseln Kolocep, Lopud und Sipan „fast vor wie in der Karibik“, sagt sie. Die Fähre nach Cavtat, die Boote zur Insel Lokrum, die zu Dubrovnik gehört, und Ausflüge zu mehreren Inseln starten vor der Altstadt. Dubrovniks Bewohner nutzen meist die Fähren. Sie legen vom Hafen Gruz aus ab, 3 Kilometer von der Altstadt entfernt auf der Halbinsel Lapad.
Das moderne Lapad schätzen auch Dubrovniks Studenten zum Wohnen und Ausgehen. Auf der grünen Halbinsel gibt es Sternehotels und Badestrände, aber hier fühlt sich alles wesentlich weniger touristisch an als in der Altstadt. Sandra: „Ich gehe am liebsten an den Strand Buza.“ Von dort sieht man die Kreuzfahrtschiffe vor der Franjo-Tudjman-Brücke liegen und bekommt ein Gefühl von Weite.
Sandra geht heute Abend mit ihren Freunden in Lapad traditionell kroatisch essen: ins Restaurant Nostromo im Hotel Petka. Man muss vorbestellen, und es macht zu mehreren mehr Spaß, aber nur hier wird „ispod peke“ zubereitet: Fleisch, Kartoffeln und Gemüse garen stundenlang unter einer mit Glut bedeckten Backhaube. Ab und zu darf man dem Koch über die Schulter schauen.
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