: Raus aus dem Abseits
In einem Flüchtlingslager im Norden des Landes haben Frauen ein Fußball-Team gegründet. Alle Widerstände haben sie dabei geschickt umdribbelt.
Halima betritt das Stadion im Stil von Cristiano Ronaldo. Den Rücken durchgedrückt, das Kinn leicht Richtung Himmel gereckt. Doch das hier ist nicht das Stadion Old Trafford in Manchester, wo Ronaldo seine Kunststückchen vorführt, das hier ist ein besserer, umzäunter Bolzplatz neben dem Bahjat Kandal Camp, das im Jahr 2014 für jesidische Vertriebene in der Nähe der nordirakischen Stadt Dohuk für mehr als 2.000 Familien errichtet worden ist. Halima spielt auch nicht für Manchester United, sie tritt für das Team der Sonnigen Jesidinnen gegen den Ball.
Jede Woche treffen sie sich zweimal, um hier zu kicken. Die beste Jahreszeit, um Fußball zu spielen, sagt Halima, sei im Frühling, wenn der Rasen noch grün sei und die Temperaturen weder zu heiß noch zu kalt. Im Rest des Jahres ist der Boden knallhart und trocken, mit jedem Schuss fliegt der Staub. Doch Halima und den anderen 21 Spielerinnen im Alter von 14 bis 24 Jahren ist das egal. Hauptsache, sie können spielen.
Dass es so weit kam, war alles andere als selbstverständlich. Fast jedes der Mädchen hat eine Geschichte davon zu erzählen, wie ihre Familie sie daran hindern wollte, Teil der Mannschaft zu sein. Das ist nichts für Mädchen, hieß es, bleib zu Hause oder: Da gehst du nicht hin.
Auch die heute 20-jährige Halima und ihre Schwester Amina mussten vor drei Jahren viel Überzeugungsarbeit leisten, bevor ihre Familie einwilligte und die beiden spielen durften. Immer wieder, sagt Halima, wurde uns gesagt, Fußball sei kein Mädchenspiel, irgendwann setzten wir uns dann durch. Jetzt spielen sie hier, zweimal die Woche, immer elf gegen elf. Und trotzdem. Ein wenig sind sie noch immer in ihrem Fußballkäfig gefangen, denn seit Jahren spielen sie nur gegen sich selbst. Bis heute haben sie weder an einem Turnier noch an einem Ligaspiel teilgenommen.
Halima und ihre Mitspielerinnen träumen deshalb davon, eines Tages an den Meisterschaften der Region Kurdistan und an der irakischen Meisterschaft teilnehmen zu können.
Dida Faridoon ist TV-Journalistin in Erbil.
Wahrscheinlich schaffen sie irgendwann auch das.
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