Streik des Einzelhandels: Am Ende der Nahrungskette
Beschäftigte des Berlin-Brandenburger Einzelhandels streiken für bessere Löhne. Seit Monaten kann keine Einigung erzielt werden.
Aber sie sind auch spürbar wütend. Während für VerkäuferInnen in den Hochzeiten der Pandemie viel Beachtung und Lob abfielen, hört ihnen jetzt, wo es um Forderungen nach Verbesserung geht, niemand mehr zu.
Die Veranstaltung beginnt mit Glockenschlägen, auf einem Plakat steht „Es ist 5 vor 12:00“. Denn die Tarifverhandlungen der Gewerkschaft Verdi mit dem Handelsverband laufen schon seit Ende Juni, ohne dass die Arbeitgeberseite nennenswert auf die Forderungen der Beschäftigten eingegangen wäre.
Dabei sind diese alles andere als astronomisch: Verdi will 4,5 Prozent plus 45 Euro im Monat mehr Lohn für die etwa 141.000 Berliner und 78.000 Brandenburger Beschäftigten, zudem einen Mindestlohn von 12,50 Euro. Am 30. Juli hatten die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung von 2 Prozent angeboten, allerdings nur in den Filialen, die vom Lockdown betroffen waren. In der dritten Verhandlungsrunde Mitte September war kein neues Angebot vorgelegt worden. Und das, obwohl der Einzelhandel dieses Jahr wieder deutlich an Umsatz zugelegt hat.
Beschäftigte im Osten arbeiten länger
Ein weiterer Punkt der Gewerkschaft ist die Angleichung der Arbeitszeiten der Beschäftigten in Ost und West auf eine einheitliche 37-Stunden-Woche. Beschäftigte in Brandenburg und Ostberlin arbeiten immer noch eine Stunde mehr pro Woche zum selben Lohn, sagte Conny Weißbach, Verhandlungsführerin bei den Tarifverhandlungen.
Außerdem werde Berlin-Brandenburg bei Tarifverhandlungen gegenüber anderen Bundesländern benachteiligt: Die Verhandlungen starteten hier Mitte des Jahres, drei Monate nach den anderen Ländern. Der Berliner Einzelhandel stelle „das Ende der Nahrungskette“ dar.
Als sie das hören, lachen die drei einzigen anwesenden Polizisten. „Wir auch“, sagen sie.
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