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Karadžić’ Sohn in Bosnien festgenommen

Vorwurf lautet auf Unterstützung eines vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Angeklagten

SPLIT taz ■ Die US-Soldaten kamen mit Helikoptern. Sie stürmten gestern um 9.10 Uhr das Haus in Pale, in dem sich der Sohn des bosnischen Exserbenführers Radovan Karadžić aufhielt. Er (32) sei „an einen sicheren Ort gebracht worden“, erklärte der Nato-Sprecher Derek Chappell in Sarajevo. Aleksandar-Sasa Karadžić werde verdächtigt, „einem vom internationalen Kriegsverbrechertribunal Gesuchten geholfen zu haben und über Informationen zu verfügen, die zur Ergreifung von Kriegsverbrechern führen könnten“, hieß es in einer Nato-Stellungnahme. Das Haus der Familie war mehrmals durchsucht worden, zuletzt im Juni 2005. Dabei wurden Akten und Papiere beschlagnahmt.

Die Nato vermutet, dass die Familie bis heute Kontakt zu dem Gesuchten unterhält. Telefonisch sind alle Verbindungen unterbrochen, nach Geheimdienstquellen soll das Netzwerk um den Exserbenführer jedoch Kurierdienste leisten. Nach Ansicht bosnischer Geheimdienstquellen hält sich Karadžić in Bosnien oder Montenegro versteckt, vor allem die orthodoxe Kirche steht in Verdacht, ihm Unterschlupf zu gewähren.

Die Festnahme Sasas erfolgte vier Tage vor dem 10. Jahrestag des Massakers an 8.000 Muslimen in Srebrenica, für die Karadžić vor dem Haager UN-Kriegsverbrechertribunal angeklagt werden soll. Die Nato erklärte, Karadžić jr. werde gemäß internationalem Recht behandelt. Das Internationale Rote Kreuz werde ihn besuchen können. er

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