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Gobale Notbremse gegen Klimakiller Methan

USA und EU wollen mit Abkommen den Methan-Ausstoß bis 2030 um 30 Prozent senken. Der Rest der Welt muss noch überzeugt werden. Umweltschützer: „positiver Impuls“

Erst mal die Schrauben schön festziehen, dann ganz auf Gas verzichten: Pipeline in Texas Foto: Michael Stravato/The New York Times/Redux/laif

Von Bernhard Pötter

Europa und die USA wollen bei einem der aggressivsten Treibhausgase im nächsten Jahrzehnt eine deutliche weltweite Reduzierung durchsetzen. In einem „Globalen Methan Versprechen“ (Global Methane Pledge), das derzeit zwischen Brüssel und Washington abgestimmt wird, sollen sich möglichst viele Staaten verpflichten, „zusammenzuarbeiten, um gemeinsam bis 2030 die menschengemachten Methan-Emissionen in allen Sektoren um mindestens 30 Prozent unter das Niveau von 2020 zu reduzieren“. So steht es im Entwurf des „Versprechens“, der der taz vorliegt und über den zuerst die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.

Eine solche Aktion könne „die Rate der Erderwärmung schnell reduzieren“, heißt es in dem Papier. Mit heute verfügbarer Technik ließen sich bis 2050 mehr als 0,2 Grad Erwärmung vermeiden, was die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze wahrscheinlicher mache. Bisher liegt die globale Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit im Schnitt bereits bei 1,1 Grad Celsius. Mit dem Deal sollen die Staaten bei Öl- und Gasleitungen, an Mülldeponien und bei Kühen und Reisfeldern Maßnahmen einleiten, um Methan einzufangen. Außerdem wollen sie mehr Daten erheben und neue Standards für Verfahren und Messmethoden entwickeln. Und das Beste daran: Die „Mehrheit der verfügbaren geplanten Maßnahmen“ sei billig oder bringe sogar Geld.

Der US/EU-Vorstoß kommt rechtzeititg zur UN-Generalversammlung, die nächste Woche beginnt und zwei Monate vor dem nächsten Klimagipfel im schottischen Glasgow. Allerdings muss die transatlantische Klimaallianz noch den Rest der Welt überzeugen: Allen voran China, Russland und Indien, wo die meisten Methan-Emissionen das Klima belasten, während Europa nur für etwa 5 Prozent des Gases verantwortlich ist. Immerhin macht das Gas, das etwa 25-mal so stark die Atmosphäre aufheizt wie Kohlendioxid, 17 Prozent der menschlichen Treibhausgas-Emissionen aus, und der Ausstoß nimmt schnell zu. Immer wieder fordern Umweltorganisationen mehr Überwachung von Gas-Pipelines. Erst kürzlich waren deutlich größere Gaslecks an den Leitungen auch in Deutschland festgestellt worden.

Ein Abkommen wäre ein „erster Schritt“, aber laut UN-Bericht zu wenig für das 1,5-Grad-Ziel

Wie wichtig Methan beim Klimaschutz ist, hat im Juni ein Bericht der UN-Umweltorganisation Unep klargemacht. Am häufigsten kommt das Gas aus der Landwirtschaft und den fossilen Energien. Vor allem die Abdichtung von Pipelines könne das Klima schützen und Geld sparen, schreiben die Experten. Sie setzen das Sparpotenzial auch höher an als jetzt die EU/US-Initiative: „Heute verfügbare Maßnahmen könnten die Emissionen um 45 Prozent oder 180 Millionen Tonnen senken“, heißt es, und damit die Erwärmung um 0,3 Grad bremsen. Eine Reduktion um nur ein Drittel, wie jetzt anvisiert, bringe die Welt dagegen nicht auf den kostengünstigsten Kurs zu 1,5 Grad.

Das geplante Abkommen sei „ein erster wichtiger Schritt“, urteilte Maria Pastukhova von der Umweltorganisation E3G. Allerdings reiche es nicht aus und berge eine Gefahr: „Auch eine Senkung der Methan-Emissionen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir aus den fossilen Rohstoffen insgesamt aussteigen müssen“, sagte die Expertin. Lutz Weischer von Germanwatch sieht darin einen „positiven Impuls“ für die Klimaverhandlungen, weil man „damit Zeit kaufen kann für andere Fortschritte“. Allerdings sei auch klar, dass die EU und die USA in Glasgow mehr liefern müssten: bei eigener CO2-Reduktion, der versprochenen Finanzierung des globalen Klimaschutzes und bei der Verteilung von mehr Corona-Impfdosen an arme Länder.