heute in hamburg: „Das Gefühl, du kannst etwas tun“
Silke Quathamer
48, Initiatorin des Klimasofas, ist Familienrichterin und Mutter zweier Töchter.
Interview Carla Geiger
taz: Frau Quathamer, was sagen Sie Menschen, die den Klimawandel nicht ernst nehmen?
Silke Quathamer: Ich würde versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ich würde ihnen zuerst Fragen stellen und sie nicht belehren, sondern versuchen zu verstehen, wo die Barrieren sind, um auf diese einzugehen. Es ist wichtig, zu verstehen, was mein Gegenüber denkt und warum. Denn sonst erzeugt man oft Abwehr, die nicht weiterhilft.
Die Veranstaltungsreihe „Klimasofa“ ist Ihre private Initiative. Was hat Sie motiviert?
Vor drei Jahren bin ich aus meinem „Verdrängungstiefschlaf“ aufgewacht. Das war im extrem heißen Sommer 2018, als ich zum zweiten Mal Mutter geworden bin. Ich habe damals begonnen, mich intensiv über den Klimawandel zu informieren, und die Erkenntnis über die Klimakrise traf mich mit voller Wucht. Wir haben dann zunächst unser gesamtes Leben als Familie umgekrempelt. Seitdem verspüre ich das Bedürfnis, die Erfahrung weiterzugeben, dass nicht nur Menschen, die seit 25 Jahren in der Klimabewegung aktiv sind, etwas verändern können, sondern wir alle.
Beim Klimasofa laden Gastgeber:innen zu sich nach Hause ein. Wie sieht so ein Abend aus?
Das Team vom Klimasofa kommt mit Expert:innen vorbei und es gibt zuerst einen Impulsvortrag, in dem die Dringlichkeit der Klimakrise deutlich gemacht wird. Danach machen wir erst mal eine kleine Pause, in der gesellig etwas gegessen und getrunken werden kann. Im zweiten Teil gehen wir in Kleingruppen, vertiefen einzelne Themen und geben Inspirationen für das eigene Handeln. Das Wichtigste ist, dass am Ende bei allen das Gefühl entsteht: Du kannst etwas tun!
Welche Vorteile hat die private Runde gegenüber öffentlichen Veranstaltungen?
Webinar im Rahmen der Hamburger Kilmawoche. „Klimafreundlich leben – Vom Wissen und Handeln“: 20 bis 22 Uhr, online via Zoom, Anmeldung nötig unter https://tinyurl.com/klimasofa
Die Gäste spüren die Gemeinschaft mit Menschen, die sie kennen. Die Wohnung ist ein vertrauter Ort und bietet einen Schutzraum. Das entspannt und hilft, aufmerksamer zu sein als bei einer öffentlichen Veranstaltung, wo wir sozialen Stress empfinden.
Mit welchen einfachen Schritten können wir unseren CO2-Fußabdruck verkleinern?
Einfach ist sehr relativ. Was für den:die eine:n einfach ist, ist für andere schwierig. Es ist der wichtigste Schritt herauszufinden: Was kann ich einfach umsetzen? Ich weiß nicht, ob ich ohne meinen Mann schon bei einer nachhaltigen Bank wäre, weil solche Dinge für mich ein großer Angang sind. Für mich ist es aber zum Beispiel ganz einfach gewesen, von heute auf morgen kein Fleisch mehr zu essen. Wir sollten nicht mit dem anfangen, was für uns am schwierigsten ist, sondern mit dem, was uns leicht fällt. Darauf folgt ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und dann der nächste Schritt.
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