„Trostfrauen“-Mahnmal in Moabit: Weiter Zoff um die Statue
Japans Regierung hat erneut gegen das Denkmal für koreanische „Trostfrauen“ in Moabit protestiert. Der Streit um die Statue dauert seit einem Jahr an.
Das sei „nicht akzeptabel“, wird der Regierungsvertreter Katsunobu Kato von der Zeitung zitiert. Eine Sprecherin des Bezirksamts stellt das gegenüber der taz anders dar: Die japanische Botschaft habe sich in zwei Schreiben „mit der Bitte um Information an uns gewandt, die sie selbstverständlich erhielt“.
Die Statue an einer Straßenecke in Moabit zeigt eine von 200.000 Sexsklavinnen der japanischen Armee im 2. Weltkrieg. Aufgestellt hat sie im Spätsommer 2020 der Korea-Verband – mit einer Genehmigung für ein Jahr. Nach Protesten der japanischen Regierung knickte der Bezirk ein, widerrief die Genehmigung wegen einer „konkreten Störung der guten Beziehungen Deutschlands zu Japan“ und verlangte die Entfernung der Statue.
Es folgten Demonstrationen gegen diese Entscheidung vor Ort, Kritik von Wissenschaftlern und aus Japan selbst sowie eine Online-Petition. Daraufhin beschloss die BVV, das Denkmal mit einer veränderten Begleittafel, die auf sexualisierte Kriegsgewalt generell hinweist, perspektivisch dauerhaft zu genehmigen – vorerst aber für ein weiteres Jahr.
Erst ein Kunstwettbewerb?
Die zuständige Stadträtin Sabine Weißler (Grüne) erteilte die Genehmigung dafür, schrieb aber dem Korea-Verband, sie halte eine Verlängerung über September 2022 hinaus rechtlich nicht für möglich. Denn: Der dauerhaften Errichtung eines Denkmals müsse ein Kunstwettbewerb vorausgehe, so Weißler in dem Schreiben, das der taz vorliegt.
Gegenüber der taz relativierte das die Bezirkssprecherin. Das Jahr solle genutzt werden, mit dem Senat über einen Wettbewerb für ein Mahnmal zur sexualisierten Gewalt gegen Frauen zu verhandeln. Darüber hinaus sei der Bezirk mit privaten Flächeneigentümern über die dauerhafte Aufstellung des aktuellen Mahnmals in Verhandlung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“