piwik no script img

Pechstein für den BundestagPolitics on Ice

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein will Berlins Südosten für die CDU im Bundestag vertreten. Ihr Lebensgefährte hatte da einst Hausverbot.

Freundliche Kandidatin: Claudia Pechstein macht jetzt in Politik Foto: Matthias Koch/imago

Berlin taz | So freundlich hat man Claudia Pechstein schon lange nicht mehr gesehen. Wer im Berliner Südosten unterwegs ist, der kann sich dem Lächeln dieser Frau kaum entziehen. So gestrahlt hat die Eisschnellläuferin vielleicht das letzte Mal im Jahr 2006, als sie in Turin ihre letzte olympische Goldmedaille gewonnen hat. Fünf sind es insgesamt – nicht übel. „Frischer Wind für den Bundestag“, steht auf den Plakaten, die die CDU für sie im ganzen Bezirk Treptow-Köpenick größzügig verteilt hat. Jetzt ist sie also Politikerin.

Wie das gekommen ist? Nun ja, die CDU hat eine neue Kandidatin gebraucht, weil Niels Korte, der in der Vergangenheit in den hoffnungslosen Kampf gegen Gregor Gysi um das Direktmandat im Südosten der Hauptstadt gezogen war, in einen jener sinistren Maskendeals verwickelt war, die zur Pandemie in Deutschland gehören wie Diskussionen über den Wert von Inzidenzangaben. Dass Pechstein auf Platz sechs der Landesliste gelandet ist, war dann doch eine Überraschung.

Sollte die CDU in Berlin ähnlich abschneiden wie vor vier Jahren, als sie 22 Prozent geholt hat, könnte Pechstein tatsächlich in den Bundestag einziehen. Vielleicht zieht es sie dann in den Sportausschuss. Das ist jenes Gremium, dessen Mitglieder von Pechsteins Lebensgefährten einst bedroht worden sind, was zur Folge hatte, dass der Bundesinnenminister ein Hausverbot für Pechsteins Liebsten ausgesprochen hat.

Blutiger Verdacht

Es ging in jener Zeit hoch her rund um die Person Pechstein. Weil einer ihrer Blutwerte auffällig war, hatte die Internationale Eisschnelllaufunion Pechstein 2009 für zwei Jahre gesperrt. Die ließ daraufhin nichts unversucht, um ihre Unschuld zu beweisen. Später präsentierte sie Gutachten, aus denen hervorging, dass eine angeboren Anomalie zu den auffälligen Werten bei ihr geführt hat. Sie galt als rehabilitiert und lief weiter.

Die 49 Jahre alte Athletin läuft noch immer. Und sie gehört noch immer zur deutschen Elite. Ihr Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele im Februar nächsten Jahres in Peking. Bis dahin hat sich der Bundestag längst konstituiert. Die Bundespolizistin, die sich gerne in Uniform ablichten lässt und das Thema innere Sicherheit zu ihrem politischen Expertenfeld erklärt hat, wäre dann die erste aktive Leistungssportlerin, die im Bundestag sitzt.

Matthias Große, der es als Betreiber von Obdachlosenunterkünften zu ansehnlichem Wohlstand gebracht hat, ist übrigens keine Persona non grata mehr. Als Präsident der Deutschen Eisschnellauf- und Shorttrack-Gesellschaft gehört er zum sportpolitischen Establishment im Land.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Ja wie? - Noch Olympiade => Köpenick-iade pascht scho - wa!

    “ Als Köpenickiade bezeichnet man eine Form der Hochstapelei, bei der durch Amtsanmaßung Gehorsam erschlichen wird.“ Schonn. Normal.

    Na Mahlzeit - unser Ray-Baner kann sich kaum entziehn! - 😎 -



    Ooch härm!

    Na Servus

    unterm——- servíce - besonders schön -



    “ m Januar 1932 wurden die nachträglich publik gewordenen Versuche der NSDAP, im thüringischen Hildburghausen die Einbürgerung Adolf Hitlers zu erzwingen, in der deutschen und ausländischen Berichterstattung für einige Wochen unter dem ironischen Schlagwort „Köpenickiade von Schildburghausen“ kolportiert. Hitler war auf Betreiben Wilhelm Fricks zum Gendarmeriekommissar in dem Städtchen ernannt worden, hatte die Ernennungsurkunde jedoch zerrissen, weil er sich lächerlich vorkam.



    → Quellen und Einzelheiten: Köpenickiade von Schildburghausen.“



    de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6penickiade

    kurz - Bekanntlich machte Braunschweig das Rennen!



    Ehs nach München & => Däh! => Berlin ging!



    Der Rest der Geschichte ist bekannt:



    Die Beamtengesetze wurden geändert - post WK II allerdings erst!

    Bitter. Gewiß. But.



    Für unseren romantisch beeindruckten Berufsbayern a weng 🎶🎶🎶 -



    Das Land des Lächelns - Operette von Franz Lehár - die Ofentüre =>



    www.youtube.com/watch?v=mNI-2AcB7Cc



    & Die Zwei - on Ice - images.app.goo.gl/ovoPgiyxPero4yFb8



    &



    Gern&Dannichfür - 🦮 - Und nischt for unjut - wa!

  • Frischer Wind für den Müggelturm.



    Das Wort- Wind- läßt sich problemlos anpassen.



    Claudia Pechstein kandidiert gegen Gregor Gysi. Unterschiedliche Lebensläufe. Wobei so unterschiedlich sind die gar nicht.



    Auf jeden Fall haben beide bisher alles richtig gemacht.



    System erkennen und Handlungen anpassen.



    C.P. möglicher Einzug in den BT bringt einen finanziellen Sicherheitsfaktor. Die Beziehungen können erweitert werden. Kontakte , Kontakte! Immunität gibt Deckung.



    Wie steht es eigentlich mit dem zweiten Turm?



    Seilbahn zum Müggelturm?



    Es gibt viel zu tun.