Die Wochenvorschau für Berlin: Um die Wahl und um das Nichts
Das Nichts ist da und muss nur eingefangen werden. Auf den Terminen der Woche gibt es zahlreich Gelegenheit dazu.
Zwischendurch mal zur Ruhe kommen kann nie schaden, und bei der Suche nach seinem eigenen zen-buddhistischen Meditationsmittelpunkt mag man vielleicht Chile, Uruguay, Neuseeland, Malawi murmeln, ganz mantramäßig, also Chileuruguayneuseelandmalawi, bitte, gleich noch einmal: Chileuruguayneuseelandmalawi…
Das ist eine Verheißung.
Es geht um die Wahl. Es geht um das Nichts. Es geht um die Vorstellungen, die man sich davon machen kann. Die Bilder, die man für die große Leere findet. Wo alles verstummt ist. Stimmlos.
Und damit geht es gleich wieder auch um die Wahl, die man nicht hat. Manche. Es sind sehr viele hier in Berlin. Deswegen die Verheißung des Mantras von eben: Chile, Uruguay, Neuseeland, Malawi. Das sind nämlich weltweit die einzigen vier Staaten, die Ausländern die Beteiligung an nationalen Wahlen grundsätzlich – also nicht nur auf Gegenseitigkeit und nicht beschränkt auf bestimmte Nationalitäten – gestatten. Und weil Deutschland eben nicht Chile oder Malawi ist, darf am 26. September in Berlin etwa ein ganzes Drittel der in Berlin lebenden Menschen gar nicht zur Wahl gehen.
„Der Berliner Demokratietag will das vielfältige Engagement für gleichberechtigte Teilhabe in Berlin sichtbar machen und die Demokratie fördern“, heißt es zu dem von der Stiftung Zukunft Berlin, vom Migrationsrat und der Initiative Offene Gesellschaft vorbereiteten Tag mit Veranstaltungen und Aktionen in allen Bezirken.
Das muss man mal aushalten
Außerdem gibt es ab diesem demokratiefreudigen Mittwoch jede Menge Bilder, jede Menge Kunst, mit der Berlin Art Week, bei der man dann bis Sonntag diese sprichwörtliche Qual der Wahl hat. Als einen zum Innehalten verleitenden Meditationspunkt bei der Art Week mag man deswegen vielleicht in der Akademie der Künste im Hanseatenweg die Ausstellung „Nothingtoseeness“ besuchen, in der es farblich wenig bis nichts zu sehen gibt bei den Kunstwerken, nur eben „Leere/Weiß/Stille“. Und wenn man da gleich an John Cage denken will, denkt man schon in eine überlegenswerte Richtung, weil man dem US-amerikanischen Künstler und Komponisten ja diese Wortschöpfung Nothingtoseeness verdankt, die mit dem Nichtszusehen auch die visuelle Entsprechung zu dem Musikstück „4'33'‘“ von Cage ist, bei dem es, weil dabei gar keine Töne gespielt werden, nichts zu hören gibt.
Was man tatsächlich erst einmal aushalten muss: Nichts sehen. Nichts hören.
Und damit noch einmal rüber ins Wahlstudio, in dem man Bettina Jarasch im Gespräch erleben kann, und zwar heute am Montag ab 19 Uhr in der taz Kantine. Was jetzt gar nichts mit irgendeiner Wahlempfehlung zu tun hat, der Hinweis liegt schlicht daran, dass die anderen Berliner Spitzenkandidat:innen – Klaus Lederer, Kai Wegner, Franziska Giffey – mit ihren taz Talks bereits durch sind. All diese Streams sind aber weiterhin verfüg- und damit nachguckbar. Um schließlich, wenn man denn darf, in das schwarzumrandete runde nichtsige Weiß eine Wahl einzuschreiben. Und dann ganz ruhig durchatmen.
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