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Kurdisch-türkischer SchriftstellerYavuz Ekinci vor Gericht

Gegen den kurdisch-türkischen Autoren Yavuz Ekinci beginnt der Prozess. Vorwurf: Terror-Unterstützung – wie bei anderen kritischen Intellektuellen.

Yavuz Ekinci bei der Leipziger Buchmesse 2017 Foto: imago

Istanbul taz | Der bekannte kurdischstämmige Schriftsteller Yavuz Ekinci wird in diesen Tagen in Istanbul vor Gericht gestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Unterstützung einer Terrororganisation nach dem Antiterrorgesetz vor, eine Anklage, die vielfach gegen kritische Intellektuelle in der Türkei erhoben wird. Yavuz Ekinci, der sich selbst einen kurdisch-türkischen Schriftsteller nennt, gehört zu den bekanntesten Autoren, die sich mit der Lebenswirklichkeit der kurdischen Bevölkerung im Südosten der Türkei auseinandersetzen.

Er wurde 1979 in Batman, im tiefsten Südosten, als Sohn armer Bauern geboren. Über eine Art Berufsschule gelang es ihm, an die Dicle Universität im benachbarten Diyarbakır zu kommen und dort Pädagogik zu studieren. Ekinci wurde Lehrer und unterrichtete später in einem Armenviertel in Istanbul, in dem viele Roma und Leute kurdischer Herkunft leben. Gleichzeitig begann er Erzählungen und Romane zu publizieren, die zum Teil auch in Deutschland erschienen sind, wie etwa sein letztes Werk „Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam“.

2019 wurde ein Theaterstück von ihm in Dortmund aufgeführt. Seit 2015 gibt Ekinci außerdem eine Reihe mit kurdischer Exilliteratur heraus, eine Tätigkeit, durch die er enge Kontakte zu vielen Kurden im euro­päischen Exil hat.

In der Türkei wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem renommiertesten Literaturpreis Yunus Nadi Story Award. Neben seiner schriftstellerischen und pädagogischen Arbeit engagiert sich Ekinci seit Langem für die Rechte der Kurden in der Türkei. Als im Winter 2014/15 der IS die von Kurden bewohnte Stadt Kobanê in Syrien, unmittelbar an der Grenze zur Türkei, angriff, forderte Ekinci zusammen mit weiteren Schriftstellern, darunter der Deutsche Peter Prange und der in Deutschland lebende Imre Török, öffentlich Solidarität mit Kobanê und der autonomen kurdischen Zone Rojava.

Aus seiner Kritik wurde persönliche Realität

Er organisierte Demonstrationen in Urfa und Suruç. Die türkische Armee unterstützte damals indirekt den IS, indem sie kurdische Freiwillige aus der Türkei daran hinderte, über die Grenze nach Kobanê zu gelangen, um dort mitzukämpfen. Aufgrund der Auseinandersetzungen, die deshalb im Südosten der Türkei stattfanden, wird auch die gesamte damalige Führung der kurdischen Partei HDP, unter ihnen Selahattin Demirtaş, derzeit vor Gericht angeklagt. Für viele von ihnen fordert die Staatsanwaltschaft lebenslange Haftstrafen.

In einem FAZ-Interview im März 2017 beklagte Ekinci die strukturelle Gewalt gegen Kurden in der Türkei und die mangelnde Solidarität der türkischen Intellektuellen. „Wenn es um Kurden geht, sind sie eher still“, sagte er. Mit angeblichem kurdischen „Terrorismus“ will niemand etwas zu tun haben. „Dabei“, so Ekinci, „ist der Terrorbegriff des Staates mittlerweile dehnbar wir Kaugummi. Es kann jeden Schriftsteller, Journalisten oder Wissenschaftler treffen“. Am 9. September beginnt der Prozess gegen Yavuz Ekinci in Istanbul.

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