Bienensterben durch Pestizidcocktails: Mix ist keine gute Idee
Eine US-Studie bestätigt: Pestizide in Kombination sind für Bienen viel schädlicher als ein Mittel allein. Umweltverbände überrascht das wenig.
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Die Wissenschaftler:innen unter der Leitung von Harry Siviter von der University of Texas kommen zu dem Schluss, dass zwischen unterschiedlichen Pestiziden „synergetische Effekte“ entstehen können. Gemeint ist, dass sich die negativen Auswirkungen einzelner Mittel nicht einfach miteinander aufrechnen lassen, sondern sich gegenseitig verstärken.
Wenn also ein Bienenvolk zwei verschiedenen Pestiziden ausgesetzt ist, die für sich genommen jeweils 10 Prozent der Bienen umbringen würden, sterben bei einer kombinierten Anwendung nicht etwa 20 Prozent, sondern 30 bis 40 Prozent, sagt Siviter gegenüber BBC. Für ihre Übersichtsstudie sichteten die Forschenden 90 Einzeluntersuchungen.
Kaum berücksichtigt
Für Katrin Wenz, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Agrarpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), ist das Ergebnis wenig überraschend: „Umweltverbände fordern schon lange, diese Kombinationseffekte besser zu erforschen“, sagt sie.
Auch in Deutschland spielten die Wechselwirkungen von Pestiziden kaum eine Rolle bei der Zulassung. Zwar seien die meisten in Deutschland zugelassenen Pestizide mit Hinweisen versehen, mit welchen Mitteln man das Produkt besser nicht kombiniere. In Laboruntersuchungen seien häufig dennoch Rückstände verschiedener Pflanzenschutzmittel auffindbar. Dafür müssen nicht unbedingt mehrere Mittel auf einem Feld eingesetzt werden – über den Wind oder bei Transporten verteilten sich die Schadstoffe auch von allein, so die Landwirtschaftsexpertin.
Allgemein sei es weltweit, aber auch hierzulande nicht gut um die Bienen bestellt. „Mit den Maßnahmen, die wir haben, werden wir das auch nicht in den Griff bekommen“, sagt sie. Der BUND fordert daher eine Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft um 50 Prozent.
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