das portrait: Erck Rickmers flüchtet nach vorn
Wenn die eigene Firma von Ermittlern durchsucht wird, gibt es für Erck Rickmers nur eine Lösung: ins Scheinwerferlicht treten.
Am Mittwoch führte die Staatsanwaltschaft eine Razzia bei sieben Hamburger Schifffahrtsunternehmen durch, darunter auch bei der Erck Rickmers Holding. Der Vorwurf: Ein Tochterunternehmen wird verdächtigt, Containerschiffe nicht ordnungsgemäß abgewrackt zu haben. Eigentlich gibt es dafür Abwrackwerften, die unter Einhaltung von Umweltauflagen das Baumaterial recyclen.
Stattdessen, so lautet der Vorwurf, hätten die Unternehmen die Schiffe an Dritte verkauft. Sie sollen nach Pakistan gebracht worden sein, wo sie auf einen Strand gefahren und dort unter umweltgefährdenden Umständen abgewrackt wurden, schreibt die Staatsanwaltschaft. Man gehe davon aus, dass den Beschuldigten dies beim Verkauf bekannt gewesen sei.
Das Label „Umweltsünder“ passt nicht zu dem Bild, das der 57-jährige Unternehmer sonst von sich zeichnet. Vor knapp einem Jahr gründete Rickmers „The New Institute“, eine Denkfabrik, die nachhaltige Zukunftskonzepte entwickelt. 2016 hatte er bereits die International Foundation for the Humanities and Social Change in den USA gegründet.
Um seine Unternehmen aus Schwierigkeiten zu holen, ist Rickmers zu vielem bereit: In der Schifffahrtskrise 2012 gab er seine Position als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses für die SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft auf. Er wolle sich auf seine Tätigkeit als Aufsichtsrat der Unternehmensgruppe konzentrieren, begründete er damals die Entscheidung.
Auf die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft reagierte die Erck-Rickmers-Gruppe nun außergewöhnlich offen. Sie sei zwar nur mit weniger als 1 Prozent des Eigenkapitals an einem der Schiffe beteiligt gewesen, dennoch begrüße sie es, „wenn Verstöße gegen Umweltvorschriften aufgeklärt werden“ und kooperiere „vollumfänglich mit den ermittelnden Behörden“, teilte das Unternehmen mit. Für ein Gespräch mit der taz hatte Rickmers keine Zeit. Alexandra Hilpert
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