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Jungstörche verhungert

Das feuchte Frühjahr in Deutschland hat dem Nachwuchs der Großvögel zu schaffen gemacht. Insgesamt wächst die Population aber

Das feuchte Frühjahr hat der Storchenbrut mancherorts zugesetzt. So macht sich eine dezimierte Anzahl von Jungstörchen in den nächsten Tagen auf den Weg gen Süden.

Wegen der feuchten Witterung im Frühjahr hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) besonders viele tote Jungvögel in Nordwestdeutschland verzeichnet. „Das ist schon etwas ungewöhnlich, dass sie nach drei bis vier Wochen verhungern“, sagte Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut des Nabu. Schwacher Nachwuchs werde sonst nach ein paar Tagen aus dem Nest geworfen. In diesem Fall seien die jungen Vögel verhungert, weil das Angebot an Mäusen und Fröschen nicht groß genug gewesen sei. Mäuse sind die Hauptbeute der Störche neben Regenwürmern. Allein im Landkreis Stade waren mindestens zwölf Jungstörche im Nest verhungert.

Zudem habe das Verbauen von Plastik und Grassilage dazu geführt, dass einige Storchenhorste zu nass gewesen seien – mit fatalen Folgen für die Jungtiere: „Sie haben kein richtiges Federkleid und sind zu groß, um von den Eltern gewärmt zu werden. Sie werden lethargisch und gehen ein“, erklärte der Storchenexperte aus Bergenhusen in Schleswig-Holstein. Landwirte könnten Strohballen aufschneiden, um sie von der Silage abzuhalten. Strohhalme im Nest lassen das Wasser besser als die verdichtete Silage abfließen.

Der Weißstorch macht sich im August/September auf den Weg in wärmere Gefilde, der Nachwuchs zuerst. Die Veränderung auf der westlichen Route mit dem Ziel Spanien statt Afrika habe der Population gutgetan. Die Vögel finden auf spanischen Müllkippen und Reisfeldern genug Nahrung, sie suchen sich Schlafplätze in der Umgebung. „Seit Jahren fliegt ein Großteil auf der Zugroute Südwesten nur noch 2.000 Kilometer statt manchmal 6.000, dadurch ist die Sterblichkeitsrate extrem gesunken“, erklärte Thomsen.

Die Veränderung der Winterroute habe zu einer Zunahme der Population in Westdeutschland geführt. Aus den östlichen Bundesländern fliegen die Störche meist über die Türkei nach Afrika. 2019 gab es bundesweit etwa 7.500 Paare. „Wahrscheinlich sind es nun über 8.000“, sagte Thomsen. Niedersachsen sei das storchenreichste Bundesland. (dpa)

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