die liste: Endlich Wahlkampf!
Getunte Lebensläufe und geklaute Zitate bei den Grünen, pietätloses Lachen im Flutkatastrophengebiet bei den Konservativen. Und jetzt auch noch das N-Wort. „Für uns zählen Inhalte“, sagte der FDP-Chef im ARD-Sommerinterview. taz zwei findet das langweilig und fragt die Wahlkämpfer:innen: Ist das wirklich alles? Diese Ausrutscher könnten das Superwahljahr noch aufpeppen:
Ende Juli: Der Linken-Spitzenkandidat Dietmar Bartsch hat vor Jahren die Ostberliner Gartenlaube seiner Großtante auf Couchsurfing angeboten und bekam von zwei dankbaren Backpackern eine Packung Zapatisten-Kaffee. Nun läuft eine Untersuchung wegen Zweckentfemdung und unangemeldeter Mieteinnahmen.
Anfang August: CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet bekommt bei einem Wahltalk in einem Altenpflegeheim von einem Bewohner einen Witz erzählt. Das Meme „Laschet denkt nach, ob er lachen darf“, geht viral.
7. August: SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz besticht weniger mit Charisma als mit solidem Umgang mit Zahlen. Umso verheerender für seine Umfragewerte, als rauskommt, dass er in einer älteren Version seines Lebenslaufs seine Bestzeit auf 1.000 Metern bei den Bundesjugendspielen auf 00:0448 statt 04:48 Minuten angegeben und sich somit um zwei Nullen vertan hatte. Durch kluges Krisenmanagement verhindert er den Totalabsturz, verweist dabei auf seinen österreichischen Kollegen Gernot Blümel, der beim Staatshaushalt für das Jahr 2020 sogar sechs Nullen vergaß.
11. August: Wenige Tage nach Scholz’Bundesjugendaffäre wird ein weiterer Schulskandal bekannt – der des FDP-Spitzenkandidaten Christian Lindner. Ein professioneller Schulkarriereprüfer aus der Schweiz deckt nämlich auf, dass Christian Lindner in der Grundschule mal eine Sechs hatte, weil er die Mathearbeit leer abgegeben hat mit den Worten: „Es ist besser, nicht zu addieren, als falsch zu addieren.“
Anfang September: Söder und Habeck haben Laschet und Baerbock als Kanzlerkandidaten abgelöst. Da wird ein Chat von beiden bekannt. Habeck: „Jetzt können wir endlich übers Kühemelken reden -)“ Söder: „Bis zur letzten Patrone smiley“. Die Bundestagswahl wird bis zur nächsten Katastrophe verschoben.
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