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App-schied vom klassischen Tarif

Mobilitätsforscher begrüßt Pläne der BVG für ein neues Ticketsystem – auch Datenschutz sei gut möglich

Von Claudius Prößer

Der Mobilitätsforscher Andre­as Knie hat gegenüber der taz die Ankündigung der BVG gelobt, ab September die technische Umsetzbarkeit eines digitalen „Check-in/Check-out“-Modells zur Abrechnung zu testen. Die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs hänge von der Flexibilität seiner Nutzung ab, sagte Knie, der am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) die Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ leitet. Man müsse „weg von Tarifen, Waben, all diesem Unfug aus dem 20. Jahrhundert, den wir noch mitschleppen“. Ein System, bei dem man sich keine Gedanken mehr darüber zu machen brauche, welches der beste Tarif ist, sei in der Lage, viele neue KundInnen anzuziehen.

Gemäß der Ankündigung von BVG-Chefin Eva Kreienkamp soll das – wahrscheinlich ­app-basierte – Abrechungssystem im Nachhinein den jeweils günstigsten Tarif ermitteln und in Rechnung stellen. Möglich wäre mit der Technologie aber auch eine kilometergenaue Abrechnung, mit der lange Wege auch innerhalb Berlins teurer werden könnten als kurze. Bislang gibt es dies nur im Fall der Kurzstreckentarifs.

Knie bezeichnete gegenüber der taz die Check-in/Check-out-Technologie als ausgereift. Bedenken in Bezug auf den Datenschutz kann er nicht nachvollziehen: „Jeder, der ein Smartphone hat, weiß doch, dass er getrackt und getracet wird.“ Werde so ein System mit der gebotenen Sorgfalt betrieben, sei es „datenschutzrechtlich unproblematisch“.

Das Alternativmodell eines gänzlich ticketlosen Nahverkehrs, der etwa über eine allgemeine Nahverkehrsabgabe finanziert wird, hält der Wissenschaftler nicht für zukunftsträchtig.

Interview auf taz.de/berlin

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