Coronavirus in Namibia: Schnelle Hilfe jetzt!
Das Coronavirus wütet im namibischen Winter. Zeit für Deutschland, sich an seine besondere Verantwortung gegenüber Namibia zu erinnern.
N amibia erlebt eine humanitäre Katastrophe. Nach einer Phase niedriger Infektionen mit dem Coronavirus steigen jetzt, im Südwinter, die Ansteckungszahlen und die Krankheits- und Todesfälle im Land rapide an. Inzwischen werden keine Erstimpfungen mehr vorgenommen, weil der ohnehin knappe Impfstoff nahezu verbraucht ist. Der namibische Gesundheitsminister Kalumbi Shangula spricht von einer nie dagewesenen, existenziellen Krise: Bisher sind weniger als 5 Prozent der 2,5 Millionen Namibier erstgeimpft und weniger als 1 Prozent hat einen vollständigen Impfschutz. Der Inzidenzwert liegt bei 400, in den letzten 15 Tagen starben mehr als 500 Menschen.
Mit 15 Toten pro Million am Tag hat Namibia eine fünffach höhere Mortalitätsrate als etwa das Nachbarland Südafrika. Stark betroffen ist die Hauptstadt Windhoek mit etwa 400.000 Einwohnern. Die erschreckende Positivrate von 40 Prozent der Coronatests ist höchstwahrscheinlich auch hier auf die Deltavariante des Virus zurückzuführen.
Inzwischen mangelt es neben Impfstoffen an Sauerstoff, Beatmungsgeräten, medizinischen Masken, Schutzkleidung und Krankenhausbetten, aber auch an Fachpersonal. Die Krankenhäuser sind überlastet, viele Patient*innen werden abgewiesen und damit ihrem Schicksal überlassen. Ausgangssperren und Hygienemaßnahmen, zivilgesellschaftliches Engagement und die Spendenbereitschaft der lokalen Wirtschaft können die Krise derzeit kaum lindern.
lehrt am Nordic Africa Institute in Uppsala. Mit verantwortlich für den von über 200 Erstunterzeichnenden unterstützten Appell sind auch: Anette Hoffmann, Heike Becker, Michael Bollig, Larissa Förster, Dag Henrichsen, Reinhart Kößler, Christian Kopp
Deutschland trägt gegenüber Namibia aufgrund der kolonialen Vergangenheit eine besondere historische und politische Verantwortung. Erst im Mai 2021 hat die Bundesregierung diese erneut bekräftigt. Wir appellieren an die Bundesregierung, diesem Bekenntnis umgehend und unbürokratisch Taten folgen zu lassen. Ähnlich wie in anderen Katastrophenfällen muss Namibia in dieser schweren pandemiebedingten Krise umgehend mit den dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern zur Behandlung der Kranken sowie mit Impfstoffen und gegebenenfalls mit Fachpersonal unterstützt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?