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corona in hamburg„Oft zählt nur der schnelle Euro“

Foto: privat

Sven Fraaß41, ist Diplom-Biologe und arbeitet seit mehr als 20 Jahren für den Tierschutzverein von 1841. Seit 2011 leitet er die Öffentlichkeitsarbeit.

Interview Lukas Door

taz: Herr Fraaß, werden Tierheime mit Ende des Homeoffice bald überfüllt sein?

Sven Fraaß: Davon gehen wir auf jeden Fall aus. Wenn das Homeoffice beendet wird und auch das Reisen wieder unbeschwerter möglich ist, werden leider wohl viele Tiere, die während der Pandemie aus Langeweile oder Naivität gekauft wurden, regelrecht entsorgt.

Wie bewerten Sie das An- und Abschaffen der „Coronatiere“?

Es muss viel schwerer gemacht werden, Tiere zu kaufen. Verkaufsanzeigen von Tieren haben nichts auf Portalen zu suchen, auf denen man auch Second-Hand-Hosen oder Waschmaschinen kaufen kann. Leider zählt oft nur der schnelle Euro. Das sieht man vor allem beim Welpenhandel. Es gibt eine regelrechte Welpenmafia, die massenhaft kranke, zu junge Hundewelpen, teils mit falschen Angaben, verkauft. Viele Hundemütter werden als Gebärmaschinen missbraucht. Auch in Hamburg landeten kranke Welpen teilweise in Gebüschen oder Mülltonnen.

In welchem Zustand kommen die Tiere bei Ihnen an?

Da kommt leider alles vor, was man sich ausmalen kann. Kürzlich sind erst wieder fünf junge Frettchen in Altona ausgesetzt worden, teilweise verletzt. Eins war so schwach und krank, dass es eingeschläfert werden musste. Wir haben schon die schlimmsten Schicksalsschläge erlebt. Das Brutalste, was man sich vorstellen kann, ist auch schon einem ausgesetzten Tier passiert.

Welche Begründungen erwarten Sie für das Abgeben?

Wir erwarten nicht die Wahrheit, das muss man schon sagen. Eigentlich heißt es in sozialen Medien oder in der Werbung immer wieder, dass man sich nicht unüberlegt Tiere anschaffen soll. Die Leute schämen sich in der Regel, denn man müsste es eigentlich besser wissen. Häufig ist dann von Zeitmangel oder privaten Problemen die Rede. Uns ist die Abgabe mit stinkender Ausrede trotzdem lieber als eine Aussetzung, bei der die Chance, dass die Tiere sterben, deutlich höher ist.

Wie erklären Sie sich diese Kurzsichtigkeit bei der Haustierbeschaffung?

Vielleicht ist das vor allem ein Stadtphänomen. In der Regel ist der Mensch hier etwas einsamer. So ersetzt das Haustier gerne mal Kind oder Partner – gerade während der Corona­pandemie. Mit wachsender Sehnsucht nach Kontakt nimmt auch der Wunsch nach einem Tier zu. In den sozialen Medien werden Tiere zudem als Accessoire inszeniert: Man möchte dann vielleicht auch wie Justin Bieber einen Affen haben oder wie Paris Hilton den Hund in der Tragetasche.

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