Diskriminierung bei der Gewoba: Gemeint war der Wandanstrich

Einige der vermeintlich diskriminierenden Funde in Profilen von Wohnungssuchenden bei der bremischen Gewoba seien doch nicht schlimm, so der Vorstand.

Bunt leuchtet beim Kulturevent und Nachbarschaftsfest "Singende Balkone" die Hochhausfassade, ein Balkon mit Sängeriin wird hell angestrahlt. Das Musikevent wird mit der Bremer Wohnungsgesellschaft GEWOBA organisiert. Veranstaltungsort ist der Bremer Stad

Die Gewoba ist nicht immer so bunt wie beim Nachbarschaftsfest „Singende Balkone“ 2019 Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Bremen taz | Der Aufsichtsrat von Bremens größtem kommunalen Wohnungsunternehmen, der Gewoba, hat sich bei einer Sondersitzung mit weiteren Details zu den derzeitigen Untersuchungen zur Wohnungsvergabe beschäftigt. Eine interne Arbeitsgruppe hatte Anfang Juni herausgefunden, dass in den Profilen von 22.000 Miet­in­ter­es­sen­t*in­nen in drei Fällen vermerkt worden war, welche Hautfarbe sie haben. 51-mal tauchte das Schlagwort Kopftuch auf, 76-mal sind die Begriffe Sinti oder Roma aufgetaucht.

Am 9. Juni habe der Vorstand nun berichtet, dass in mindestens zehn Prozent der Fälle, also 13 Fundstellen, eine diskriminierende Wirkung ausgeschlossen werden könne, teilte das Unternehmen mit. „So stand zum Beispiel ‚KT‘ für ‚Kundentelefon‘ und nicht für ‚Kopftuch‘, ‚Farbiger‘ für Wandanstrich und nicht Hautfarbe und die Zeichenfolge R+S (für Roma und Sinti) hatte der Computer in der Notiz „Vater+Sohn“ gefunden.“

Weiterhin könne eine Diskriminierung ausgeschlossen werden, weil 38 den verbleibenden 117 Interessierten insgesamt 107 Wohnungsangebote unterbreitet worden seien, berichtet die Gewoba. Es sei bisher zum Abschluss von zwölf Mietverträgen gekommen.

„Dass den anderen derzeit keine Wohnungen angeboten worden sind, kennen leider viele der rund 22.000 Wohnungssuchenden“, schreibt die Sprecherin des Unternehmens. Ob die Einträge hier dennoch diskriminierend wirkten, werde noch geklärt. Ein weiterer Bericht der Arbeitsgruppe werde im Juli erwartet.

„Die Suchbegriffe haben in unseren Datenbanken nichts verloren“, sagte Peter Stubbe, Vorstandvorsitzender der Gewoba, zu den restlichen bislang ungeklärten Fundstellen. „Wir entschuldigen uns dafür, dass es offenbar trotzdem passiert ist, und werden klären, wie und warum sie hineingekommen sind.“

Systematische Diskriminierung ausgeschlossen

Die Untersuchungen, die zum dem Bericht führten, hatte die Aufsichtsratsvorsitzende und Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) veranlasst, nachdem Ende Mai herausgekommen war, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft Brebau in Akten notiert hatte, ob Be­wer­be­r*in­nen schwarz sind, Deutsch sprechen, ein Kopftuch tragen oder mit der deutschen Kultur vertraut sind.

Systematische Diskriminierung oder diskriminierende Dienstanweisungen bei der Gewoba schließt der Bericht laut Schaefer aber aus.

In ihrer Stellungnahme betont die Gewoba, dass sie sich „seit zehn Jahren intensiv mit Interkulturalität und Diversity beschäftigt“, ihre Haltung in einem „Leitbild der Vielfalt“ dokumentiert habe und das auch an die Beschäftigten vermittle. Wer sich bei der Wohnungssuche dennoch ungerecht behandelt fühle, könne sich seit 2012 an eine Ombudsstelle wenden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.