Demo gegen Autobahnpläne: Kein Frieden mit der A26
Erneuter Protest gegen die Fortführung der Autobahn A26 durch Wilhelmsburg. Dass die Piste überdeckelt werden soll, reicht den Kritikern nicht.
Die A26 Ost soll die in Bau befindliche, von Stade kommende A26 fortsetzen, indem sie zwischen Moorburg und Stillhorn die Autobahnen 7 und 1 verbindet. Das soll nach den Vorstellungen des Senats die Köhlbrandbrücke entlasten und auch den Durchgangsverkehr aus den Wohnquartieren in Wilhelmsburg heraushalten.
Mit der Autobahn würden im Jahr 2030 auf der B73 in Harburg 37 Prozent weniger Autos und Lastwagen fahren, versprechen die Planer. In Wilhelmsburg werde vor allem der Lkw-Verkehr drastisch zurückgehen, auf der Otto-Brenner-Straße jedoch wachsen. Nach Protesten der Wilhelmsburger Bevölkerung haben sie die Möglichkeiten, in den Stadtteil abzufahren, beschränkt. Außerdem soll die Fahrbahn auf anderthalb Kilometern Länge überdeckelt werden.
Dem Bündnis Verkehrswende reicht das nicht: Weil der Tunnel mit einer offenen Grube gebaut werden soll, werde es jahrelang „zu Einschränkungen für Aufenthalt und Verkehr“ kommen. Der Eingriff in den sensiblen Wasserhaushalt der Elbinsel sei kaum kalkulierbar.
Mehr Pendler, mehr Staus
Am Katenweg müssten zehn Wohnhäuser abgerissen werden und auf dem Friedhof Finkenried das muslimische Gräberfeld. Die geplante Autobahnauffahrt über die Otto-Brenner-Straße führe mitten durchs Wohngebiet. Als Pendler-Autobahn werde die A26 noch mehr Staus vor den Elbbrücke produzieren.
Der lokale Protest mit den roten Schirmen fügt sich ein in ein größeres Bild. Erst am Wochenende zuvor, am Tag der Umwelt, hatten Verkehrsinitiativen und Umweltverbände auf der Autobahntrasse ein riesiges Transparent mit dem Schriftzug „Stop A26 Ost – Zukunftsplan statt Autobahn“ entrollt.
Die Initiatoren halten die zwei Jahrzehnte alte Planung für überholt und bezweifeln, dass der Hafen wie vom Senat kalkuliert wachsen wird. Darauf deuten die stagnierenden Zahlen beim Containerumschlag hin und die wachsenden Probleme beim Freihalten des Elbfahrwassers. Außerdem passe eine neue Autobahn nicht zum neuen Klimaschutzziel der Bundesregierung.
Die Auswirkungen des Neubaus der A26 Ost auf den globalen Klimawandel würden in den Planungsunterlagen überhaupt nicht untersucht, monierte der Nabu Ende Mai in seiner Stellungsnahme zum Planfeststellungsverfahren. „Spätestens seit dem Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes muss allen klar sein, dass wir uns den Neubau einer Autobahn einfach nicht mehr leisten können“, sagt der Nabu-Landesvorsitzende Malte Siegert.
Dabei werde nicht nur beim Betrieb der Autobahn viel Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen sondern auch beim betonintensiven Bau. Überdies würden 60.000 Kubikmeter CO2 speichernde Torfböden ausgebaggert, deren Wiederverwendung in den Planunterlagen nicht vollständig erläutert werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“