Ökumenischer Kirchentag: Viele Appelle, wenig Begegnung
Der dritte Ökumenische Kirchentag fand pandemiebedingt fast ausschließlich digital statt. Diskussionen über Klima und Antisemitismus gab es im Netz.
Aus Sicht des Bundespräsidenten müssen nach Ende der Coronapandemie Wunden geheilt werden. „Der Prozess der gesellschaftlichen Versöhnung wird länger dauern als die 15 Monate, die hinter uns liegen“, sagte er. Heilung der Wunden bedeute Wiederannäherung, „wo wir uns fremd geworden sind“.
Merkel bleibt zurückhaltend beim Kohleausstieg
Am Samstag, 15. Mai, hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) bei einer Veranstaltung des Kirchentages erklärt, die Begleichung der in der Coronakrise aufgenommenen Schulden werde im Wesentlichen durch Wachstum gelingen. Gleichzeitig könne es aber keine Steuerentlastungen für Menschen geben, die „sehr, sehr reich“ sind, sagte der SPD-Kanzlerkandidat. Ein Beitrag der Solidarität werde benötigt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte bei einer Debatte zum Klimawandel, sie wolle den für spätestens 2038 vereinbarten Kohleausstieg nicht vorziehen. Die von den Beschlüssen betroffenen Menschen bräuchten „schon ein Stück Verlässlichkeit auf dem Weg hin zu Klimaneutralität“.
Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock verlangte Marktregeln und eine Förderpolitik, die erneuerbaren Energien den Vorrang gibt. CDU-Chef Armin Laschet sagte, mit seinem Klima-Urteil Ende April habe das Bundesverfassungsgericht „uns ins Stammbuch geschrieben, dass wir nicht nur im Jetzt leben können“, sondern auch künftige Generationen in den Blick genommen werden müssten. Wichtig sei im Kampf gegen die Erderwärmung die internationale Zusammenarbeit, sagte der Kanzlerkandidat der Union.
Es war nach 2003 und 2010 das dritte Mal, dass der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken ein gemeinsames Christentreffen organisiert hatten. Wegen der Coronapandemie musste es weitgehend digital stattfinden. Nur bei wenigen der rund 100 Veranstaltungen binnen vier Tagen waren Besucher*innen vor Ort zugelassen.
Gemeinsame Gottesdienste
Am Samstagabend hatten Katholik*innen, Protestant*innen und Orthodoxe ein Zeichen der Verbundenheit gesetzt und vier konfessionelle Gottesdienste gemeinsam gefeiert. Katholische Christ*innen hatten dabei Brot und Wein beim evangelischen Abendmahl empfangen, Protestant*innen nahmen an der katholischen Eucharistiefeier teil. Im orthodoxen Vespergottesdienst wurden in einer feierlichen Liturgie Brote gesegnet und ausgeteilt, wobei es sich jedoch nicht um eine Abendmahlsfeier handelte.
Die wechselseitige Teilnahme am Abendmahl ist seit vielen Jahren ein wesentlicher theologisch begründeter Dissens im Verhältnis zwischen Katholik*innen und Protestant*innen. Der katholische Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz bat in seiner Predigt im Dom evangelische Christ*innen um Verzeihung für „Hochmut“ und „Herzenshärte“ vonseiten seiner Kirche, die die Teilnahme von Protestantinnen und Protestanten an der katholischen Eucharistie bislang nur unter der Voraussetzung einer strengen Gewissensprüfung zulässt.
Im Schlussgottesdienst vor rund 400 eingeladenen Besucher*innen am Frankfurter Mainufer rief die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Katharina Ganz, am Sonntag dazu auf, menschengemachte Ungerechtigkeiten zu beseitigen, und forderte, Frauen den Zugang zu allen Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche zu ermöglichen. Einseitige männliche Herrschaft müsse überwunden werden. Zudem forderte sie, „Überlebende von sexualisierter Gewalt in die Mitte“ zu stellen sowie ein neues Miteinander zwischen den Geschlechtern und ökumenische Geschwisterlichkeit zu leben.
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