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Neuköllner Kunstpreis verliehenAusgezeichnetes Neukölln

Die Nominierten-Ausstellung zum Neuköllner Kunstpreis im Saalbau Neukölln bietet eine großartige Einsicht in die künstlerische Bandbreite des Bezirks.

Gewann den 1. Preis für seine Video­installation „Time Crystals: Neun Räume“ (2019/20): Hyunho Park Foto: Nihad Nino Pušija

Von der Ausstellung zum Neuköllner Kunstpreis geht ein Gefühl der Erweiterung aus. Die Arbeiten der acht nominierten Künst­le­r:in­nen scheinen die Räumlichkeiten der Galerie im Saalbau zu vergrößern, noch mal neu zu mischen. Zum einen sind hier Künst­le­r:in­nen wie Elisa Duca und Birgit Hölmer am Werk, die den Raum in Bewegung versetzen.

Beziehungsweise versetzen werden. Denn Elisa Ducas performative Installation „∞ peach (Infinity Peach)“ aus Stoffen, Screens und eingefassten Süßigkeiten wird sich mit Sicherheit im Laufe der Ausstellung verändern. In Ducas Arbeitsweise wechseln Objekte den Platz, schmelzen, laufen aus. Sie ist eine Künstlerin die mit den Dingen tatsächlich Kontakt aufnimmt.

In den Raum hinein lässt Birgit Hölmer ihre Wandarbeit aus Tuschezeichnungen gleiten, deren geschredderte Anteile in die Luft ragen. An Kratzbilder aus Wachs erinnern Arno Bojaks Acrylgemälde (2. Preis), auf denen sich drei Augen selbst aus dem Lot ziehen.

Elke Graalfs' Langzeitbeziehung zu gestrickten Strukturen verdichtet sich derweil zu einem ausgewachsenen Strumpf: „Coole Socke in der Minderheit“ heißt ihre Malerei auf Papier, mit der das Strickwerk eine ganze Seitenwand einnimmt. Da passt auch Peter Strickmann allein vom Namen her, der mit seiner Installation „Klack Ding“ klappernde Dosen und Deckel über den Boden schickt.

Akustische Räume

Es sind auch diese akustischen Momente, die hier den Raum derart öffnen. Als Erstes ist nämlich Gezwitscher zu hören. Tatsächlich ist es aber sanft klackernes Werkzeug (oder doch ein hammernder Specht?), das den Soundtrack zu Hyunho Parks Videoinstallation „Time Crystals – Neun Räume“ (1. Preis) bildet. Die neun Räume, das sind neun Bildschirme, auf denen der Künstler einen Raum neun Mal neu erscheinen lässt, indem er Streifen an Wand und Decke immer wieder anders anordnet und so ein ganz eigenes konstruktivistisch-triadisches Ballet aufführt.

Viel zu selten nur noch hört man Diaprojektoren: Valerie Schmidt (3. Preis) projiziert ihre Fotoserie „Claus stolpert“ hinter einem Vorhang als Durchlichtbilder an die Wand: Claus (Philipp Lehmann) strauchelt in immer neue Posen, die sich bestens für 10-Sekunden Schnellzeichnen eignen und die eigentlich eigene Namen verdient hätten. Nennen wir sie einmal „Auf-Zehenspitzen-Stolpern“, „Kleiderbügelstolpern“, „Dramatisches Stolpern“ und „Noch dramatischeres Stolpern“.

Filigran verdichtet sind schließlich Evgenija Wassilews Hörnotationen aus Kugelschreibertintenpaste, die sich als Landschaften mit feinstem Schattenwurf präsentieren. Sie scheinen sich ins Unendliche auszuweiten.

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