Bilanz des Klimagipfels: Einmal tief Luft holen
Joe Bidens Klimagipfel wird die CO2-Emissionen nur geringfügig reduzieren. Am ersten Tag wurde kaum über Finanzhilfen gesprochen.
Das ist das ernüchternde Fazit des groß angelegten Gipfels, zu dem die USA 40 Staats- und Regierungschefs eingeladen hatten. Zwei Tage lang diskutierten Biden und seine Mitarbeiter mit VertreterInnen von Unternehmen, Staaten und der Zivilgesellschaft. Neben den USA kamen auch Japan, Kanada, Südkorea, Großbritannien und die EU mit neuen Klimaplänen zum virtuellen Treffen.
China sagte erstmals zu, seinen Kohleverbrauch nach 2025 zu senken, Indien bekräftigte seine gigantischen Ausbaupläne für Solarenergie. „Die Lücke zwischen dem Ziel und den Plänen ist noch riesig“, sagte Niklas Höhne vom Thinktank NewClimate Institute, „aber der Gipfel hat neuen Schwung gebracht. Die USA sind wieder da und führen zum ersten Mal die Welt an.“
Das zeigt auch eine Analyse des Öko-Instituts. Demnach ist das US-Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen gegenüber 2005 zu halbieren, etwa so ehrgeizig wie das EU-Ziel von minus 55 Prozent gegenüber 1990. Und da die USA 2035 zu 100 Prozent Ökostrom nutzen wollen, sei das US-Ziel sogar stärker. Die Pläne seien „ein Meilenstein“, hieß es, aber jetzt käme es darauf an, sie umzusetzen. „Papier ist geduldig, das Klima ist es nicht.“
Ungeduldig ist auch der globale Süden. Dass auf dem Gipfel am ersten Tag kaum über Finanzhilfen gesprochen wurde, sorgte bei Entwicklungsländern für großen Unmut. Die Klima- und Coronakrise drängten die Staaten immer weiter in die Schuldenfalle, hieß es. Sheikh Hasina, Premierministerin von Bangladesh, erklärte, ihr Land bringe inzwischen 2,5 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Klima-Anpassung auf, das Geld fehle anderswo.
Die Entwicklungsorganisation Germanwatch forderte deshalb, die Industriestaaten müssten bei der Finanzierung zulegen. Deutschland solle bei den Petersberger Klimagesprächen Anfang Mai mit einer Verdopplung der Hilfen von bislang jährlich 4 Milliarden Euro vorangehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!