Linkspartei im Wahlkampf: Linke setzt auf Aufbau Ost
Die Linke schrumpft im Osten. Zu Beginn des Wahljahrs konzentriert sie sich auf die einstige Hochburg und fordert die gleiche Lebensverhältnisse.
Nun aber präsentierten Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender im Bundestag, und die Landesvorsitzenden von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, Eva von Angern und Simone Oldenburg außer der Reihe einen 8-Punkte-Plan für „föderale Fairness“. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Berlins Kultursenator Klaus Lederer und die Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow unterschrieben ebenfalls.
Die eigentliche Botschaft der Linken: Wir wollen uns den Osten zurückholen. „Die Linke hat Hegemonieanspruch im Osten“, bekräftigte Bartsch. Man strebe überall in den neuen Ländern Mitte-Links-Bündnisse an. Von Angern, die als Spitzenkandidatin für die Linke in Sachsen-Anhalt antritt, setzte noch einen drauf: „Ich trete als Herausforderin von CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff an.“
Millionären ins Portemonnaie greifen
In vier von sechs ostdeutschen Bundesländern wird in diesem Jahr ein neuer Landtag gewählt. Den Auftakt macht Sachsen-Anhalt im Juni, im September folgen Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, zeitgleich zur Bundestagswahl. Die Linke, die mit ihrer Vorläuferpartei PDS im Osten mal Volkspartei war, verzeichnet hier seit Jahren Mitgliederschwund und sinkende Wahlergebnisse. Umfragen sagen der Partei derzeit um die 15 Prozent in Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg voraus, und 30 Prozent in Thüringen.
Mit dem 8-Punkte-Plan setzen die Linken, deren Mitglieder inzwischen zu fast zwei Dritteln im Westen wohnen, den Osten wieder als Kernthema. Sie fordern eine Angleichung der Ostrenten noch vor der Bundestagswahl und der Ostlöhne bis zum Jahr 2025. Außerdem wollen sie das Heimatministerium in Ministerium für gleichwertige Lebensverhältnisse umbenennen und mit Milliarden verödete Innenstädte beleben und stillgelegte Bahnstrecken samt Bahnhofskneipen wieder in Betrieb nehmen.
Zentral für all diese Vorhaben ist eine Besteuerung der Vermögen. Laut Deutschem Institut für Wirtschaft belaufen die sich insgesamt auf 12 Billionen Euro. Das ist die zweite Kernbotschaft der Linken zum Wahlkampfauftakt: Man will Multimillionären ernsthaft ans Portemonnaie. Im November 2020 hatte die Fraktion ein vom DIW durchgerechnetes Konzept für eine Abgabe vorgestellt, die 310 Milliarden Euro innerhalb von 20 Jahren bringen könnte. Damit wäre ein Teil der 450 Milliarden Euro Schulden, mit denen Finanzminister Olaf Scholz bis 2022 rechnet, wieder drin. Die Linke fordert außerdem eine jährliche Vermögenssteuer. Ob Abgabe oder Steuer, darüber ist man sich in der Linken noch nicht ganz einig. Am besten beides.
Einigkeit im kleinen Kreis
Doch es gibt Unterschiede: Die Steuer würde der Bund erhalten, die Abgabe stünde den Ländern zu. Um eine Steuer einzuführen, wäre eine Mehrheit in Bundestag und Bundesrat nötig, eine Abgabe könnte der Bundestag allein beschließen.
Für eine solche Steuer braucht es Mehrheiten. Im Institut für Solidarische Moderne, dem einzigen Forum, in dem sich Hinterbänkler:innen von Linken, Grünen und SPD derzeit zum regelmäßigen Austausch treffen, ist man sich einig. Auf einer Veranstaltung Ende November votierten Finanzpolitiker:innen aller drei Parteien für einen Lastenausgleich.
Die Grüne Lisa Paus in Form einer Abgabe, wie sie auch 1952 von der Adenauer-CDU eingeführt und dann über 30 Jahre gestreckt erhoben wurde. Die SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe in Form einer Steuer, weil diese das grundsätzliche Problem der Ungleicheit angehen würde, und der Linke Axel Troost für einen Mix aus beidem. Anfang der Woche kamen die drei erneut zum Thema Schuldenbremse zusammen. Und auch da war man sich einig. Es wäre sinnvoll, sie abzuschaffen.
Allein: Obwohl sich nun auch die SPD konkret und die Grünen irgendwie zur Vermögenssteuer bekennen, gibt es derzeit keine Spitzengespräche. Und auch rechnerisch hätte Rot-Rot-Grün keine Mehrheit.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es fälschlicherweise, die Abgabe könnte 310 Milliarden Euro pro Jahr bringen. Wir haben dies nachträglich korrigiert und bitten um Entschuldigung.
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