notizbuch:
Monika Maron und die rechten Lektüretaktiken
In der März-Ausgabe der Monatszeitschrift Merkur kommen die Autor*innen Erika Thomalla und Mladen Gladić auf Monika Maron zurück, sie schauen sich an, wie in der neurechten Youtube-Literatursendung „Aufgeblättert. Zugeschlagen“ über Marons letzte Bücher gesprochen wurde, und weiten den Blick auf die Lektüretaktiken der Neuen Rechten insgesamt. „Literarische Texte werden meist wie Pamphlete behandelt, aus denen sich etwas für die aktuelle politische Lage lernen lässt“, so der Befund darüber, wie Publizist*innen wie Ellen Kositza, Götz Kubitschek, Günter Scholdt und (etwas differenzierter) auch die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen mit Literatur umgehen. Literatur werde systematisch ihres ästhetischen Eigensinns beraubt, um sie als gegen den „Mainstream“ der Gegenwart gerichteten „Klartext“ verstehen zu können. Das betrifft nicht nur Maron, sondern auch Klassiker wie Kleist, sogar Brecht und das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, das zur literarischen Fassung der populistischen Formel von der „schweigenden Mehrheit“ umgebogen wird.
Der Merkur-Essay ist nicht nur deshalb interessant, weil er einleuchtend über die – ein konservativer Ästhetiker alter Schule hätte gesagt: banausischen Lektürepraktiken der Neuen Rechten informiert, sondern auch, weil er Monika Maron ambitioniert gegen sich selbst verteidigt. Deutlich wird, in welches Haifischbecken Maron ihre eigenen literarischen Texte durch ihre mangelnde Distanzierung von der Neuen Rechten wirft. Worin genau der verteidigenswerte ästhetische Eigensinn ihrer letzten Romane bestehen soll, zeigen Thomalla und Gladić allerdings nicht. Mit den Maron-Kritiker*innen darf man also weiter davon ausgehen, dass es damit nicht so weit her ist. (drk)
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