notizbuch:
Bestenliste des SWR
In der „Bestenliste“ des SWR, in der jeden Monat 30 Literaturkritiker*innen ihre Favoriten küren, steht im Februar Julian Barnes mit seinem Roman „Der Mann im roten Rock“ (Kiepenheuer & Witsch) auf dem ersten Platz. Auf Platz zwei steht „Vati“ von Monika Helfer (Hanser). Platz drei „Reisen“ von Helon Habila (Verlag Das Wunderhorn). Patz vier „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo (Tropen Verlag). Platz fünf „Gestohlene Luft“ von Yevgeniy Breyger (Kookbooks). Platz sechs „Die Europäer“ von Orlando Figes (Hanser.Berlin). Platz sieben „Die Schlange im Wolfspelz“ von Michael Maar (Rowohlt). Platz acht „Krass“ von Martin Mosebach (Rowohlt). Platz neun „Cosmos!“ von Dana Ranga (Matthes & Seitz). Platz zehn „Werke in vier Bänden“ von Thomas Kling (Suhrkamp).
Ich lese gerade …
Die wirklich guten Bücher sind die, die man nicht verleiht. Seit 15 Jahren liegt „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides auf meinem Nachttisch. Weil man es immer und immer wieder lesen kann. Die Geschichte: eine Achterbahnfahrt eines Gens durch die Zeit. „Ich wurde zweimal geboren: zuerst, als kleines Mädchen, an einem bemerkenswert smogfreien Januartag 1960 in Detroit und dann, als halbwüchsiger Junge, in einer Notfallambulanz in der Nähe von Petoskey, Michigan, im August 1974.“ So beginnt es. „Middlesex“ ist ein Gesamtkunstwerk aus homerischen Anspielungen, Mythen und Zeitgeschichte. Man liest einen Bildungsroman, Generationenporträt und Einwandererschicksal zugleich.
Der 41-jährige, in Berlin lebende Cal blickt auf seine griechische Familiengeschichte, sein Leben und das Heranwachsen als Pseudohermaphrodit zurück.
Singe jetzt, o Muse,
die Geschichte der rezessiven Mutation
auf meinem Chromosom fünf.
Es geht um Augen, die überall aufklappen. Die Macht derer, denen Brüste wachsen. Das Erwachen eines Krokus zwischen den Beinen. Es geht um Assimilation, den amerikanischen Traum und die erste Liebe zum obskuren Objekt. Es geht um meine Bewunderung für Jeffrey Eugenides. Meine Bewunderung für eine herausragende schriftstellerische Leistung. Meine Bewunderung für neun Jahre seines Lebens, die in diesem Buch stecken. Obwohl ich es mit 13 Jahren nur wegen des Covers kaufte.
> Amonte Schröder-Jürss
Die Autorin ist Praktikantin im Gesellschaftsressort der taz. – An dieser Stelle fragen wir in unregelmäßiger Folge bekanntere und unbekanntere Personen nach ihrer aktuellen Lektüre. Den Anfang machte am 23./24. Januar taz-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann.
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