Privilegien im Spitzensport: Sportliches Impfrennen
In Deutschland ist eine Priorisierung von Sportler:innen umstritten. Anderswo läuft die Impfung von ganzen Teams schon auf Hochtouren.
Und auch wenn das Internationale Olympische Komitee festgestellt hat, dass eine Impfung keine Voraussetzung für die Teilnahme an den Sommerspielen von Tokio sein soll, hat längst ein Wettkampf zwischen den Nationen um möglichst baldige Impfungen von Sportler:innen begonnen. Einer der erfolgreichsten Sportler des vergangenen Jahres wurde schon am 8. Januar geimpft.
Tour-de-France-Sieger Tadej Pogačar aus Slowenien wurde der aus chinesischer Produktion stammenden Impfstoff Sinopharm CNBG verabreicht. Zusammen mit 26 Fahrerkollegen und 32 Betreuer:innen seines Rennstalls UAE Team Emirates konnte er geimpft in die Saison gehen. Die Impfung des Teams war der Startschuss für die noch andauernde Debatte um die Priorisierung von Sportler:innen beim Impfen.
Dick Pound, IOC-Urgestein aus Kanada, meinte ebenfalls Anfang Januar, dass es wohl keinen Aufschrei geben würde, wenn man die 300 bis 400 Sportler:innen, die zu den Spielen fahren werden, beim Impfen vorrangig behandeln würde. Dagegen meint der Chef des kanadischen Olympiakomitees, David Shoemaker, man wolle erst einmal keine Impfungen fordern.
Israels Vorsprung
Derweil ist schon ein guter Teil der Mannschaft geimpft worden, die Israel bei den Spielen in Tokio vertreten sollen. Bei der hohen Impfquote im Land – schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat bereits mindestens eine Impfdosis erhalten – kann dabei wohl eher nicht von einer Bevorzugung gesprochen werden.
Anders ist das in Ungarn. Dort sind Ende Januar die ersten Sportler:innen geimpft worden. Dabei geht es dem ungarischen Olympiakomitee vor allem darum, einen problemlosen Reise- und Trainingsbetrieb für diejenigen zu organisieren, die sich für die Spiele in Tokio in diesem Sommer und die Winterspiele im Peking 2022 noch qualifizieren müssen. Pál Schmitt, IOC-Mitglied und ehemaliger Staatspräsident Ungarns, meinte, dass die 600 bis 700 für den Spitzensport benötigten Impfdosen im Vergleich zu den Millionen Dosen für die gesamte Bevölkerung nicht weiter ins Gewicht fielen.
In Russland kündigte das Sportministerium derweil an, dass man im März mit der Impfung von Spitzensportler:innen beginnen wolle. Bis dahin wird geprüft, ob es sinnvoll ist, Athlet:innen zu impfen, die sich mitten in Wettkämpfen befinden oder gerade ein intensives Trainingsprogramm absolvieren. Der russische Sportminister Oleg Matytsin hat zudem auf einem Treffen mit seinen Kollegen aus den Staaten der Westafrikanischen Wirtschaftsunion angeboten, afrikanische Sportler:innen mit russischem Impfstoff zu versorgen, wenn diese das wünschten.
Auch in Deutschland gibt es Stimmen aus dem Sport, die sich für eine Impfung des Olympiateams aussprechen. Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll möchte am liebsten bis Juni alle deutschen Olympioniken geimpft wissen. Die Stimmung im Land hat Obergföll nicht hinter sich. Laut einer Umfrage von Infratest Dimap lehnen drei Viertel der Deutschen die Priorisierung von Sportler:innen bei der Impfung ab.
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