piwik no script img

Winterwetter macht das Radfahren schwerNicht ohne Helm!

Viel Schnee: Da geht selbst die leidenschaftliche Fahrradfahrerin zu Fuß durch die Stadt. Andere fahren weiter. Beobachtungen im verschneiten Berlin.

Immer schön vorsichtig! Radfahrer eines Lieferservice auf der verschneiten Luisenstraße Foto: picture alliance/dpa/Gregor Bauernfeind

BERLIN taz | Mit Mützen, Schals und Coronamasken vermummt kämpfen die Fußgänger gegen den eisigen Wind an. Viele Menschen sind es nicht, die an diesem Montagmittag durch die Kurfürstenstraße in Schöneberg hasten. Radfahrer sind überhaupt nicht zu sehen. Bei anderen Witterungsverhältnissen hätten schon Dutzende den Weg gekreuzt.

Aber es gibt sie, wenngleich vereinzelt. Der erste kommt einem vom leicht abschüssigen Eingang des Parks am Gleisdreieck entgegen. Seine Füße hängen herunter, um sie zum Bremsen zu benutzen. „Geht doch!“, ruft der Mann und strahlt. Seine Wangen sind rot gefrorenen, einen Helm trägt er nicht.

So viel Schnee und Minusgrade wie jetzt hat es in Berliner Gefilden lange nicht mehr gegeben. Früher hatte man selbst zu diesen Hardcore-Radler gehört, die bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit unterwegs sind. Noch in guter Erinnerung ist einem der Winter, als es einen beim Abbiegen in die Friedrichstraße aus der Kurve auf die spiegelglatte Fahrbahn geschleudert hatte. Man hatte verdammt Glück gehabt, denn man trug keinen Helm. Nach kurzer Benommenheit zittrig aufgerichtet, den verbogenen Lenker gerichtet und weiter ging es. Es war nicht der einzige Sturz dieser Sorte.

Eine taz-Kollegin kam am Montag mit einem Rad mit Spikes zur Arbeit. Sie wollte sich in Coronazeiten nicht in die U-Bahn quetschen, um zu Fuß zu gehen, ist ihr Weg zu weit. Für ein altes Rad hatte sie sich Reifen mit Metallnoppen gekauft. Sie hat die Variante 200 Noppen pro Reifen gewählt. Bei der Hinfahrt zur Arbeit hätten sich die Reifen bewährt, schwärmt die Kollegin.

„Neuschnee mit Spikes kannste knicken“

Ganz anders bei der Rückfahrt – in der Zwischenzeit hatte es heftig geschneit. Es sei ein Gefühl wie durch Sand zu fahren. „Ständig wirst du ausgebremst.“ Fazit der Kollegin: „Neuschnee mit Spikes kannste knicken.“

Spikes seien auf vereisten Flächen oder auf festgefahrenem Schnee zu empfehlen, schreibt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC auf seiner Homepage. Auch noch andere Tipps zum Radfahren bei Eis und Schnee sind dort zu finden: Bei rutschigem Untergrund in den Kurven am besten weder treten noch bremsen. Und wenn bremsen, dann früh und maßvoll und möglichst mit der Hinterradbremse. Auch den Sattel tiefer stellen sei eine Möglichkeit, weil man mit den Füßen leichter den Boden erreiche. Allerdings schädige eine falsche Sitzhöhe auf Dauer die Knie.

Auch mit der Frage der ungeräumten Radwege hat sich der ADFC befasst – „ein großes Ärgernis und nicht ungefährlich“. Die Kommunen seien nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs verpflichtet, „verkehrswichtige“ innerörtliche Radwege zu räumen und zu streuen. Dennoch würden Radwege häufig als letztes geräumt. Der Tipp: In solchen Fällen immer die Straße benutzen, auch wenn der Radweg durch das blaue Verkehrszeichen als benutzungspflichtig gekennzeichnet ist. Wenn der Radweg nicht geräumt sei, dürfe man auf die Straße ausweichen.

Illustriert hat der ADFC seine Ratschläge mit zwei Fotos. Das eine zeigt einen Radfahrer ohne Helm. Man selbst hat beschlossen, das Rad die nächsten Tage zu Hause zu lassen und zu Fuß zu gehen. Seit alle Sportstätten vom Lockdown betroffen sind, tut man das in Ermangelung von Alternativen öfter. Die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen ist gar nicht so übel. Zugegeben: Es kribbelt einen schon ein bisschen, durch die Winterlandschaft zu radeln. Aber wenn man das täte, dann nicht mehr ohne Helm!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen