verpfiffen: 1:1 im Schaukampf
Ach, das wohlige Gefühl der Bestätigung, wenn auch das, was mitunter als aus den Fugen geraten erscheint, doch sein Fug und Recht hatte! Auch ein längst „polizeibekannter Junge“, berichtet das Abendblatt nicht ohne süffisante Obertöne, sei von Polizist:innen am Mittwochabend am Sievekingplatz angetroffen worden, als diese dort einer Gruppe Jugendlicher mit Personalienfeststellung und Bußgeldverfahren die Coronamaßnahmenleviten lasen. Die Jugendlichen seien aufgefallen, weil sie „mit Schaukämpfen beschäftigt waren“.
Die Pointe ist fürs Abendblatt natürlich, dass jener „polizeibekannte“ Junge just jener ist, der schon im August „in die Schlagzeilen geriet“. Denn auch da geriet der damals 15-Jährige – der, wie der Bericht auch noch mal anmerkt, bereits wegen „Gewalttaten“ und Diebstahl „mit der Polizei zu tun hatte“ – mit der Polizei aneinander. Der Junge war laut Bürgernahem Beamten E-Scooter auf dem Bürgersteig gefahren und angehalten worden, denn es sei schon polizeibekannt gewesen, dass der Junge dies bereits mehrfach getan habe. Der nun im Zuge des Schaukämpfens Aufgefallene sei Amateurboxer, berichtete das Abendblatt damals, und wurde schließlich von acht Polizist:innen gewaltsam niedergerungen, wobei er diese von sich geschubst und dabei auch, wie die Polizei betont, „teils“ seine Faust geballt habe.
Davon gibt es ein sozialmedial verbreitetes Video. Der Fall sorgte vor dem Hintergrund der Diskussion um rassistische Polizeigewalt für Aufsehen und, wie Polizeigewerkschafter Joachim Lenders formulierte, eine „Vorwurfslage gegenüber der Polizei“ – substanzlose Vorwürfe natürlich, denn der Gegner, so Lenders, habe mit „manipulativ verkürzten und einseitigen Videoschnipseln“ einen unsauberen Schaukampf geführt.
Nun also endlich der Ausgleich im Ringen ums „gewünschte, erwartbare Ergebnis“ (Lenders), denkt sich der kleine innere Lenders in Vielen: Bei so einem uneinsichtigen, trotz Schlagzeilen noch Regeln brechenden und sich nonchalant in der Öffentlichkeit prügelnden Jungen: Da kann der, sagen wir: erzieherische Hintergedanke der Polizeiarbeit doch so falsch nicht gewesen sein. Und die Diskussion darum: nicht viel mehr als von juvenilem Übereifer motivierte Schaukämpfe.Robert Matthies
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