: AfD in Bremen kopflos
Zersplitterte Rechte zersplittert weiter in rechte Splitter
Verlieren Sie auch langsam den Überblick in Sachen AfD? Der parteigewordene Hasskappenauflauf zersplittert seit Längerem in immer kleinere Einzelteile, sodass sich seine Landtagsfraktionen in Gruppen und Einzelkämpfer verwandeln. Vorreiter war da Bremen. Darüber, wer nun der Führer sein darf, hatten sich die fünf einschlägigen Abgeordneten gleich nach der Bürgerschaftswahl 2019 in die Wolle gekriegt. Folge: Schon vor der konstituierenden Sitzung hatten sie den parlamentarischen Schrumpfstatus erlangt. Jetzt haben irgendein Bremerhavener Stadtverordneter und auch noch Peter Beck in den Sack gehauen. Letzterer ist gewissermaßen wichtig, weil er Landesvorsitzender der AfD und der einzige örtliche Abgeordnete war, der noch in ihrem Namen auftreten durfte. Bis Dienstag. Da erklärte er den Partei-Austritt. Freitag wurde der Mittfünfziger vom Bundesvorstand der LKR als Neuerwerb vorgestellt.
LKR steht sonst für Sri-Lanka-Rupie, hier aber für den noch seltener gebrauchten Parteinamen „Liberalkonservative Reformer“. Den hatte Bernd Lucke seiner Abspaltung verliehen, als er aus der AfD ausgetreten und ihm die zunächst gewählte Bezeichnung Alfa gerichtlich verboten worden war. Eine Kollegin hat die LKR als Abklingbecken für Ex-AfDler bezeichnet, aber der Ausdruck wäre dem Bundesvorsitzenden Jürgen Joost, ein rüstiger Social-Media-Unternehmer aus Neumünster, wohl zu heiß. Er sagt: „Auffangbecken“ und zwar „nicht nur für ehemalige AfD-Mitglieder, sondern auch für Anhänger der CDU, die Armin Laschets Kurs nicht mittragen wollen“.
Der Plan sei, getragen von frustrierten Merz-Hasen in den Bundestag einzuziehen. Alle Zahlen, die das Meinungsforschungsinstitut Insa für sie ermittelt habe, wiesen dieses Potenzial nach, wenn man nur bekannter wäre. Dass er im Moment „nicht die geringste Lust“ habe, in den Bundestag einzuziehen, „schon wegen der Fahrerei und meiner familiären Situation nicht“, sagt der frühpensionierte Bundespolizist Beck noch. Ganz ausschließen kann er es nicht. Denn der Landesverband hat nur ein Dutzend Mitglieder. Da ruft die Pflicht schneller, als man denken kann. Benno Schirrmeister
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen