Neonazi kommt frei

Sebastian T., Verdächtiger der Neuköllner Anschlagsserie, wird aus U-Haft entlassen

Auch der zweite der beiden Hauptverdächtigen der rechtsextremen Neuköllner Anschlagsserie ist wieder auf freiem Fuß. Das gab die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Freitagmittag bekannt. Das Landgericht sei der Beschwerde gegen die Haftverschonung des Beschuldigten Sebastian T. nicht gefolgt. Gegen die Entscheidung kündigte die Generalstaatsanwaltschaft eine weitere Beschwerde beim Kammergericht an. Über eine Beschwerde gegen die Haftverschonung des anderen Verdächtigen Thilo P. hat das Gericht noch nicht entschieden. Die Vorbereitung einer Anklage sollten aber weiter laufen.

T. und P. sind die Hauptverdächtigen in einer seit 2016 andauernden Anschlagsserie mit über 70 Anschlägen auf Menschen, die sich gegen Rechts engagieren. Kurz vor Weihnachten wurden sie nach lange erfolglosen Ermittlungen festgenommen. Während P. sofort wieder entlassen wurde, war T. seither in Untersuchungshaft.

Betroffene der Anschläge reagierten auf die Freilassung mit Bestürzung. Der linke Kommunalpolitiker Ferat Kocak sagte: „Wir stehen in der Schusslinie und fühlen uns gefährdet. T. steht jetzt wütend auf der Straße. Für uns ist entscheidend, dass wir geschützt und Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden.“

Darüber hinaus war der Beschuldigte P. laut einem Tagesspiegel-Bericht offenbar innerhalb der AfD Neukölln Obmann des rechtsextremen AfD-Flügels. Das sei in einem diese Woche vom Verfassungsschutz an die AfD durchgestochenen Bericht allerdings verschwiegen worden. „Das ist ein Skandal im Skandal“, sagt Kocak dazu, „es zeigt einmal mehr, dass wir einen Untersuchungsausschuss brauchen.“ Gareth Joswig