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Kanonen auf Kormorane

Sieg-Fischer wollen Fischfressern Fischessen verleiden

Die Fischer im Rhein-Sieg-Kreis sind dem Kormoran gram: Der schwarzgefiederte Wasservogel bedrohe die Fischbestände an Rhein und Sieg. Vor allem die Europäische Äsche, der Fisch des Jahres 1997, munde dem Kormoran vorzüglich. Den Fischern passt das nicht ins Konzept. Um die Fischbestände und ganz nebenbei auch einen üppigen Fang zu sichern, beschloss die „Sieg Fischerei-Genossenschaft Hennef“, etwas gegen den Wasservogel zu unternehmen: Sie beantragte eine „Kormoranvergrämung“. Und diese wurde vom Landschaftsbeirat des Kreises schließlich auch befürwortet.

Schreckschüsse sollen die Kormorane nun vertreiben und von ihrer Beutejagd abhalten. Allerdings werden dadurch oft nur „Verscheuchungseffekte“ erzielt. Das zumindest meint der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und kritisiert die mangelhaften Antragsunterlagen der Fischerei-Genossenschaft. So bleibe etwa ungeklärt, ob außer dem Kormoran nicht auch andere Tierarten für die Dezimierung der Äsche verantwortlich seien. Hinzu kommt, dass die Schreckschüsse nicht nur den Kormoran, sondern die gesamte Tierwelt verstörten.

Auch die Umsetzbarkeit der Aktion ist laut BUND äußerst fragwürdig, da für eine effektive Vergrämung die ehrenamtlichen Kormoranschützen das doch recht große Ufergebiet ständig überwachen müssten. Zudem glaubt der BUND, dass eine Vergrämung der falsche Weg für den Schutz der Äsche sei: Die seien doch vor allem deshalb bedroht, weil die Flusssysteme von Rhein und Sieg überdüngt seien, was der Reproduktion der Äsche nicht gerade förderlich ist.

Fazit der Umweltschützer: Anstatt einen Vogel zu verjagen, der bis vor ein paar Jahren noch auf der roten Liste gefährdeter Tierarten stand, sei es viel ratsamer, den Menschen und Fischkiller Nummer Eins etwas – sagen wir es ruhig – zu vergrämen. CORNELIA LAUFER

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