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sonntag in bremen„Die Welt steht still“

Alexander Derben

53, ist Komponist.

Interview Sophie Lahusen

taz: Herr Derben, bei Ihrem Projekt „One Minute Here“ wird jeden Sonntag eine einminütige audiovisuelle Kompositionen hochgeladen. Was sind audiovisuelle Kompositionen?

Alexander Derben: Das ist kein feststehender Begriff, aber es ist die Art zu arbeiten: mit beiden Medien gleichzeitig, Bild und Musik ergeben eine Einheit.

Wieso nur je eine Minute?

Im ganzen Projekt geht es um Entschleunigung. Während des ersten Lockdowns ist mir aufgefallen, dass alles plötzlich viel langsamer ist. Die Welt steht auf einmal still. Ich habe es vor allem auch bei mir selbst gemerkt, dass ich am Anfang dieser Zeit ein bisschen frustriert war und zum Beispiel einfach in die Leere gestarrt habe. Genau da wollte ich gucken, was passiert da eigentlich. So sind die Videos entstanden: Es geht darum, eine Minute festzuhalten, um zu zeigen, was passiert. Für diese Erfahrung haben wir dann versucht, Übersetzungen zu finden, für scheinbar unbedeutende Dinge. Zum Beispiel Wasser als Übersetzung für die erste Welle oder eine blubbernde Pfütze, die aussah wie das Virus unter dem Mikroskop.

Wie kommen Bild und Ton zusammen?

Die Komponisten haben die Videos, dich ich produziert habe, auf sich wirken lassen. Die Musik ist dann wie ein Soundtrack. Es ist nicht immer wahnsinnig anspruchsvolle Musik. Sie soll vor allem das Bild verstärken und damit spielen, dass es mit einer anderen Musik ganz anders wirken würde. Es geht darum, wie der Musiker das Bild versteht.

Haben alle Kompositionen mit Corona zu tun?

„One Minute Here ...“: Premieren, jeden Sonntag, 20 Uhr, auf dem Youtube-Kanal von „Aldemedia“

Es gibt viele symbolische Übersetzungen, die einen Bezug zu Corona haben, aber es könnte auch etwas anderes sein, wie die Pest oder ein Kriegszustand. Wir haben auch Bilder dabei, wo es sehr lebhaft und fröhlich zugeht wie in England, wo sie sich am Anfang von Corona um nichts gekümmert haben.

Was bedeutet die Situation für Komponisten?

Viele haben massive Ausfälle. Alle Uraufführungen fallen weg und die Auftragslage hat sich sehr verändert. Ich persönlich habe das Glück, dass ich vor allem digital arbeite, weswegen meine Arbeiten nicht so stark betroffen sind. Mit Projekten wie diesem geht es uns vom Arbeitskreis Bremer Komponisten vor allem auch darum, uns präsent zu halten.

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