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Als ob der Sommer ewig wäre

Die Fotografin Alessandra Sanguinetti hat das Leben von Guille und Belinda mit der Kamera begleitet. Es ist die Geschichte einer Mädchenfreundschaft aus Argentinien, zwei Cousinen aus einfachen Verhältnissen, irgendwo auf der Reise zwischen Teenage und jungem Erwachsenentum

Kindheit, Jugend, Erwachsenwerden. Seit über 20 Jahren begleitet die Fotografin Alessandra Sanguinetti das Leben von Guille und Belinda, die auf dem ersten Foto bäuchlings auf dem Bett liegt, mit der Kamera. Ihre Bilder erzählen die Geschichte einer Mädchenfreundschaft. Aufgewachsen sind die beiden Cousinen 300 Kilometer westlich von Buenos Aires, in einer Gegend, die geprägt ist von Viehzucht, Großgrundbesitzern und weiten, oft menschenleeren Räumen.

„In ihrer Kindheit hatten sie ein besonders enges Verhältnis, weil es dort, wo sie lebten, praktisch keine anderen Kinder zum Spielen gab“, erzählt Sanguinetti am Telefon. Die ersten Fotos entstanden 1999, als die beiden Mädchen neun Jahre alt waren. Sanguinetti selbst ist in der Stadt aufgewachsen, aber ihr Vater hat in der Gegend eine Farm. Kennengelernt hatte sie die Mädchen über ein anderes Projekt, bei dem sie Landarbeiter porträtierte. Die Familien der beiden arbeiteten für Großgrundbesitzer. Guille und Belinda wuchsen in sehr einfachen Verhältnissen auf.

„Ich habe sie einfach erst mal fotografiert. Nach ein paar Monaten merkte ich, dass daraus ein neues Projekt wurde“, erzählt Sanguinetti. „Und noch mal einige Monate später entschied ich, dass ich sie für den Rest meines Lebens immer wieder fotografieren werde.“ In einem ersten Fotoband, der bereits 2010 erschien, begleitete die Fotografin die Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Der nun erschienene zweite Band, aus dem die hier gezeigten Bilder stammen, zeigt das Leben von Guille und Belinda von der Teenagerzeit bis zum Anfang ihrer Zwanziger.

Es sind ruhige, oft poetische Bilder. Sie erzählen vom Leben auf dem Land, wo Tiere immer dazugehören – mal als Freund, mal als Gebrauchsgegenstand und mal, wie das Huhn im Eimer, als etwas zum Essen.

Und sie zeigen das Leben der Mädchen als junge Teenagerinnen, in deren Welt es nicht viel Zerstreuung gibt. Dann kommt der erste Freund, die Mädchenfreundschaft verändert sich. Und beide werden jung Mütter – noch vor ihrem 20. Geburtstag. Die Bilder von Alessandra Sanguinetti lassen einen nah an das Leben von Guille und Belinda heran, ohne jemals aufdringlich zu sein. Ein dritter Band ist geplant.

Jan Pfaff

Alessandra Sanguinetti: „The Adventures of Guille and Belinda and The Illusion of an Everlasting Summer“. Mack Books 2020, 144 Seiten, 60 Euro

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