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Debatte um PandiemiemaßnahmenRichtige Richtung, einzelne Fehler

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Kaum einer versteht mehr, was während der Coronapandemie erlaubt ist und was nicht. Doch dieser Flickenteppich hat den Vorteil der Flexibilität.

Wenig einleuchtend, der Böllerkompromiss: In Großstädten wird das zu Stress auf allen Seiten führen Foto: Andreas Friedrichs/imago

D ie Schulen und Kitas bleiben möglichst offen, Kneipen und Kinos zu, die Geschäfte halb leer – das ist der Kern der verlängerten Anti-Corona-Maßnahmen. Diese Hierarchisierung, in der Schulen und Wirtschaft nach oben rücken, ist einleuchtend.

Es gibt auch viel Kritikwürdiges, aber man sollte sich kurz vor Augen führen, dass die Bundesrepublik im Vergleich mit den meisten Nachbarländern passabel abschneidet. Dort sind die Maßnahmen oft rigider und zentralistischer, die Fallzahlen höher. Deutschland setzt auf den föderalen Mix von – trotz der neuen Einkaufsregeln – eher wenigen, nicht allzu harten Regeln für den Bund und Entscheidungsfreiheit für die Landkreise.

Dort können bei wenig Infektionen später auch Restaurants wieder öffnen. In Hotspots hingegen wird es in Schulen mehr Wechselunterricht geben. Auch da können die Kreise entscheiden – die Regeln sind Soll-, keine Mussbestimmungen.

Das wird wohl zu der Klage führen, dass niemand mehr durchblickt, was wo erlaubt und verboten ist. Doch dieser Flickenteppich hat den Vorteil der Flexibilität. Dass Rügen nicht das Gleiche tun muss wie Berchtesgaden, ist viel wert.

Wenig einleuchtend ist der Böllerkompromiss. Raketen zu verkaufen, die dann aber nur im eigenen Vorgarten abgefeuert werden dürfen, ist ein Rohrkrepierer. In Großstädten wird das zu Stress auf allen Seiten führen, zu überforderten Ordnungsämtern, entnervter Polizei und frustrierten Jüngeren.

Die Liste des Kritikwürdigen ist noch länger: Warum gibt es nicht mehr medizinische Masken? Warum keine Luftfilter für Schulen? Warum braucht das Wirtschaftsministerium geschlagene drei Wochen, um die Anträge für die dringend nötigen Hilfen für Restaurants, Kinos und Yogastudios zu bescheiden?

Da drängt sich der Eindruck auf, dass die Regierung ihre eigene Warnung vor der zweiten Welle nicht ernst genommen hat. Das sind, mögen sie auch gravierende Folgen haben, handwerkliche Fehler. Die Richtung der deutschen Pandemiepolitik, der Mix aus Regel und Freiheiten, stimmt.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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2 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ich habe, wie 3 Mio andere Berliner einen Brief von Herrn Müller bekommen.



    Schaut man sich diesen Corona-Brief an, verliert man schon mal die Lust am Lesen, denn es ist trotz Absätze ein Textbrei. Für ältere Leute ist die Schrift viel zu klein!

    Was fehlt sind 3-5 fette Punkte - vielleicht auch in rot - zu den Regeln.



    Selbst so eine einfache Sache bekommt der Senat nicht hin.

  • "Richtige Richtung, einzelne Fehler" ... leider (viel) zu wohlwollend ...



    Die Politik dieses Landes befindet sich im Prozess des Scheiterns ... Föderalismus, Partikularinteressen, Halbherzigkeiten, usw. werden dazu beitragen, dass die zweite Welle dieses Land überrollen wird ... das Gros der Ministerpräsidenten ist zu zögerlich ... der deutsche Durchschnittsbürger ist schlicht zu dumm ... will sich seine "Freiheiten" (zu reisen, Ski zu fahren, zu böllern, ohne Maske rumzulaufen) nicht nehmen lassen!



    Im Grund muss die Bewertun heißen: Richtige Richtung, viel zu viele Einzelfehler ... aber ein Hauptfehler: Viel zu langsam! Das Virus ist schneller!