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Neues von Berliner Musiker*innenPluckernd, sirrend, groovend

Endlos zieht sich die Zeit 2020. Den passenden Soundtrack liefern Freispiel und Richi Hatwin, während Session Victim vom Dancefloor träumen lassen.

Der Berliner Musiker Stephan Mensger (Freispiel) Foto: Stephan Mensger

A rchive durchforsten, Material sichten, Liegengebliebenes bearbeiten: Dazu immerhin war das Seuchenjahr 2020 gut, an Zeit mangelte es wahrlich nicht. Auch Stephan Mensger hat aufgeräumt und einige Instrumentalstücke produziert, die sich bei ihm angesammelt hatten. Unter dem Alias Freispiel hat Mensger bereits mehrere Werke zwischen Postpunk, (Synthie-)Pop und Elektronik veröffentlicht, zuletzt das Album „Nonsens Konsens“ (2018) und die EP „Die goldene Mitte“ (2019).

Mit „Introversion“ folgt jetzt ein Album, das als Hommage an die Altmeister der Berliner Schule wie Klaus Schulze und Edgar Froese oder auch an Jean-Michel Jarre und Vangelis gedacht ist. Die Titelstücke zitieren dabei hörbar die Synthie-Pioniere, „Introversion 1–3“ laden zur Meditation und zum Abschweifen in andere (coronafreie) Sphären ein, während bei „Introversion 4–5“ etwas mehr repetitive Patterns und Geplucker dazukommen.

Gläserne, opulente Klänge sind überwiegend zu vernehmen, eine Ausnahme ist das rhythmischere „Random Memorandum“ mit Breakbeat- und Indietronica-Anleihen. Feines Album, um sich mal kurz wegzubeamen.

tazplan

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Wie eine tickende Uhr

Auch von dem Produzenten Richie Hawtin, Urgestein der Detroiter und Berliner Technoszene, ist neues Material erschienen. Der gebürtige Brite, auch als Plastikman und F.U.S.E. bekannt, hat zwei Techno-Stücke zur Coronalage veröffentlicht. Pulsierende Beats und verschwommene, wabernde Sounds klingen in „Time Stands Still“ an, wobei die repetitiven, sirrenden Synthies an eine tickende Uhr erinnern. Auch in „Time Warps“ gibt es sich scheinbar endlos ziehende Loops, und die Zeit, ja, die fließt währenddessen zäh dahin.

Die Alben

Freispiel: „Introversion“ (Fidel Bastro/Broken Silence)

Richie Hawtin: „Time Warps“ (From Our Minds)

Session Victim & Erobique: “Live“ sessionvictim.bandcamp.com

Zu guter Letzt: Das House-Duo Session Victim aus Berlin/Hamburg hat zwei Live-Aufnahmen mit Erobique ausgegraben, die es nun unter die Leute bringt. Einerseits genau das, was es gerade braucht, dieses groovige House-Italo-Disco-Feeling gepaart mit Daft-Punk-Schwerelosigkeit. Andererseits: Wehmütig wird man schon auch, denn der Dancefloor, er fehlt einfach.

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Jens Uthoff
Redakteur
ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.
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