piwik no script img

heute in bremen„Kolonialismus kommt in der Schule zu kurz“

privat

Klara Sunkel, 23, ist Praktikant*in beim Bremer Jugendring und studiert integrierte Europastudien an der Uni Bremen.

Interview Eiken Bruhn

taz: Klara Sunkel, was muss ich mir unter dem Planspiel zu kolonialen Spuren im Bremer Stadtbild vorstellen?

Klara Sunkel: Es gibt erst eine kleine Einführung in die Kolonialgeschichte Bremens und dann werden zwei Gruppen gebildet. Die eine beschäftigt sich mit kolonial geprägten Straßennamen und die andere mit Denkmälern.

Welche sind das?

Die Nachtigalstraße in Walle, benannt nach Gustav Nachtigal, der eine zentrale Rolle bei der Errichtung der Kolonien in Togo, Kamerun und Namibia gespielt hat. Und es geht um das Antikolonialdenkmal, den Elefanten hinter dem Bahnhof.

Und wie läuft das dann genau?

Die Teilnehmenden bekommen Rollen zugeteilt, in denen sie eine bestimmte Meinung vertreten. Eine Person möchte zum Beispiel das Denkmal erhalten, um zu Diskussionen anzuregen, eine andere es lieber abreißen. Genau so ist es beim Straßennamen. Die eine Person findet, er gehöre zum Stadtbild, eine andere will die Straße umbenennen.

Was machen Sie, wenn sich Personen darunter mischen, die ihre eigene Meinung vertreten, zum Beispiel Anwohner*innen der Nachtigalstraße, die den Namen behalten wollen?

Die Gruppen werden von zwei Expertinnen moderiert, die auch den Einstieg ins Thema machen. Und in einem letzten Teil wird die Diskussion reflektiert, dann verlassen die Teilnehmenden ihre Rollen und sagen, welche Argumente sie überzeugend fanden.

Online-Planspiel „Der Elefant im Zimmer – Auf kolonialen Spuren in Bremen“, Anmeldungen an klara.sunkel@bremerjugendring.de

Was versprechen Sie sich von dem Planspiel?

Ich glaube, es ist eine gute Möglichkeit, sich über koloniale Geschichte Gedanken zu machen. In der schulischen Bildung kommt es zu kurz. In meiner eigenen Schulzeit in Hannover haben wir uns hauptsächlich mit spanischem Kolonialismus beschäftigt und weniger mit dem deutschen.

Wo sehen Sie die Grenzen?

Das Planspiel ist natürlich nur ein Einstieg in die Thematik. Es wäre schön, wenn es Menschen inspiriert, sich weiterhin mit den Themen Kolonialismus und Rassismus auseinanderzusetzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen