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plakatiertZu Fuß zum Zankapfel

Kennen Sie Lori Lotus? Die heißt gar nicht so, aber ihre missliche Lage dürfte vertraut klingen: Lori Lotus ist unter Druck und ihr indisches Restaurant gleich mit. Eine „Knoppersbande“ treibt ihr Unwesen, lesen wir, will „den ganzen Pferdemarkt umkrempeln“. Ah, wieder mal der Streit ums „Paulihaus“ am Rand des Heiligengeistfeldes.

13 Initiativen aus St. Pauli und umzu mobilisieren zu einem „Walk of Shame“. Der „aufklärerische“ Spaziergang soll „all jene Orte und Organisationen“ aufsuchen, die „beteiligt sind“ am Stadtentwicklungs-Zankapfel. In den Blick zu nehmen gedenkt man „das skandalträchtige Geflecht aus privaten Firmen und städtischer Verwaltung“ hinter der Bestehendes verdrängenden Büroansiedlung. Ach ja, das alles nicht ohne „Abstecher zum Tatort Sternbrücke“.

Soll hier ein Stück Stadt einfach bleiben, wie es war, als jene herzogen, die jetzt das empörte Wort führen? Eine mögliche, aber nicht die einzige Interpretation. Aber warum, in Adenauers Namen, sind sie ausgerechnet „im Stil der 50erjahre“ gehalten, die flankierenden Plakate, die seit einigen Tagen im Stadtteil hängen? Nachkriegs-Comic-Detektiv Nick Knatterton, geschaffen vom irgendwie Bremer Zeichner Manfred Schmidt (1913–1999), steht ästhetisch Pate, wenn „Meisterdetektiv Hercule Merlot“ und „Reporterin Veronica Peng“ den „Gaunern“ auf der Spur sind, allen voran „Alec Oberwellness“, Kopf der Bande und Erbe des Starck-Süßwaren-Imperiums. Auch das (bzw. der) heißt natürlich anders; Namen zu verballhornen mag juristisch geboten sein – humoristisch ist es schnell das blanke Elend.

Dass neben Detektiv und die Reporterin auch die drangsalierte Gastronomin an den Wänden hängt, verwässert die „satirische Form“. Wie viele „Gauner“ sind es denn nun? Und warum ist die Zahl verklebter Motive wichtig? Weil aller Wirtschaftswunderwestdeutschland-Nostalgie zum Trotz die Kampagne auch umfasst, was heute sein muss: eine auf Social-Media-Erfordernisse hin ausgelegte Challenge. „Finde die 10 Motive der St. Pauli-Gauner und poste sie auf Insta, fb oder twitter. Hashtags: #stpaulicodejetzt #paulihaus #schnappsiealle“. Es gibt, klar, Preise zu gewinnen, allen voran: indisch Essen für zwei. Alexander Diehl

Rundgang „Walk of Shame“: Sa, 15 Uhr, ab Millerntor

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