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Bundeswehr in AfghanistanNur ein symbolischer Schritt

Thomas Ruttig
Gastkommentar von Thomas Ruttig

Trotz angespannter Sicherheitslage zieht sich die Bundeswehr aus Kundus zurück. Ein großes militärisches Gewicht hatte sie dort nie.

Bundeswehrsoldaten vor einem Depot in Afghanistan Foto: Michael Kappeler/dpa

D en Afghan:innen in Kundus, die die Taliban nicht zurückhaben wollen, dürfte die Nachricht einen neuen Schock versetzen: Die Bundeswehr verlegt ihre 120 Soldaten von dort ins derzeitige Hauptquartier nach Masar-i-Scharif. Bei Bedarf können sie noch nach Kundus eingeflogen werden. Die örtliche Bevölkerung muss nun einem weiteren Schritt des Abzugs zusehen, ohne dass der Krieg beendet und die Drohung einer Wiederübernahme der Macht durch die Taliban vom Tisch ist.

Im Gegenteil: Der frühere afghanische Bundeswehrhauptstandort gehört zu den am meisten umkämpften Re­gio­nen des Landes. Die Provinzhauptstadt stand schon mehrmals dicht vor dem Fall an die Taliban. Bewohner berichten, dass sie seit Jahren vom Stadtzentrum aus deren weiße Flaggen über dörflichen Vororten wehen sehen. Mission not accomplished. Tatsächlich ist der Abzug, befohlen vom US-Befehlshaber der Nato-Truppen in Afghanistan wegen des eigenen fortschreitenden Abzugs, nur ein symbolischer Schritt.

Von entscheidendem militärischen Gewicht war die Bundeswehr in Kundus nie. Wenn man dann doch einmal eingriff, ging es nach hinten los. Das 2009 vom damaligen Oberst Klein angeordnete Bombardement eines von Taliban entführten Tanklasters zeigte, dass man so wenig Rücksicht auf Zivilisten nahm wie andere Nato-Staaten auch. Trotz breiter öffentlicher Aufmerksamkeit konnte die Bundesregierung den Vorfall entschädigungstechnisch bald zu den Akten legen.

Auch das Training war immer formaler geworden. Zum Schluss fand es nur noch in speziell gesicherten Bunkern statt. Ins Feld ging die Bundeswehr schon lange nicht mehr – abgesehen von den Kämpfern des Kommandos Spezialkräfte (KSK), von denen einige mit rechtsextremem Gedankengut auffielen. Man kann sich ohnehin des Eindrucks nicht erwehren, dass der Einsatz in Afghanistan den Strategen, die die Bundeswehr in eine Interventions­armee umbauen wollen, nur dazu diente, dem KSK einen Kampfeinsatz unter Gefechtsbedingungen zu ermöglichen.

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