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Maskenfrei vorm Polizeimuseum

Das Museum in Alsterdorf will Polizist:innen als Vorbilder vorstellen, die verhalten sich aber gar nicht so

„Die sitzen da in ihrem Container, tragen keine Masken und schieben einfach das Fenster auf, um zu reden“

Museumsbesucher

Von Leonie Theiding

Das Polizeimuseum in Alsterdorf will „ein realistisches Bild von der Polizei im demokratischen Rechtsstaat“ vermitteln. Die Polizist:innen sollen in „ihrer Vorbildfunktion“ vorgestellt werden. Mit Blick auf die Coronavorbeugung scheint es damit aber nicht weit her zu sein.

Am Empfang des Polizeigeländes in Alsterdorf, auf dem sich das Museum befindet, begrüßen Polizist:innen die Besuchenden, ohne auf die Corona-Abstandsregelungen zu achten. „Die sitzen da in ihrem weißen Container, tragen keine Masken, haben keinen Spuckschutz und schieben einfach das Fenster auf, um mit mir zu reden“, ärgert sich ein Besucher, der nicht genannt werden will.

Dabei habe er kurz vorher noch eine der Polizist:innen dabei beobachtet, wie sie in einer kleinen Gaststätte für die Einhaltung von Schutzmaßnahmen sorgte: „Pure Doppelmoral“, findet der Besucher. „Mich ärgert, wenn die Polizei dann breitschultrig in irgendwelchen Lokalen auftaucht, die sich finanziell gerade mal so am Leben halten können, und es dann selber nicht hinbekommt, einen Spuckschutz oder eine Freisprechanlage zu installieren.“

Beim Besuch der taz steht das Schiebefenster ebenfalls weit offen; geschnackt wird mit den Besuchenden ohne Maske. Und auch in dem Wach-Container werden die Regeln gebrochen, denn eineinhalb Meter Abstand sind hier nicht gegeben.

Die am Handy spielenden, sehr jungen Polizisten lächeln die Besuchenden gelangweilt an: „Das Museum hat nur bis 17 Uhr geöffnet – morgen einfach wiederkommen.“ Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, was hier vorgeführt wird, wäre Absicht. Denn wie heißt es in der Selbstdarstellung im Internet: „Das Polizeimuseum informiert Bürgerinnen und Bürger über unterschiedliche Gefahrensituationen.“

Auf dem Gelände in Alsterdorf liegt auch die Ausbildungsstätte der Polizei. Der Museumsbesucher vermutet deshalb, dass die jungen Polizist:innen im Container wohl noch in der Ausbildung seien und „sich wahrscheinlich als über dem Gesetz stehend verstehen“.

Wie auch immer: Die Infektionszahlen steigen und auch von der Polizei sollte erwartet werden können, dass sie einen Spuckschutz am Empfang aufbaut, wenn sie der Bevölkerung ein Vorbild sein will.

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