heute in hamburg: „Sie wollen ein anderes Deutschland“
Lesung „Ihr Kampf. Wie Höcke und Co. die AfD radikalisieren“, 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45
Interview Karschina Dawood
taz: Frau Kienholz, es gibt diverse Berichte, Reportagen, Studien und Bücher zur AfD und ihren rechten Netzwerken. Wozu braucht es ein weiteres?
Eva Kienholz: Ich wollte ein Buch schreiben, das auf verständliche Art und Weise kurzweilig erklärt, wie die AfD sich durch Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender des Landtags in Thüringen, und den Flügel radikalisiert hat. Mit dem Buch wollte ich eine breite Öffentlichkeit erreichen, es ist kein klassisches Sachbuch.
Sie haben die AfD und ihre rechten Netzwerke für längere Zeit beobachtet und analysiert. Was hat Sie bei Ihrer Beobachtung am meisten überrascht?
Was für eine alternative Medienlandschaft dahintersteckt und wie breit inzwischen die AfD und das Netzwerk aufgestellt sind. Es wird menschenverachtend gesprochen und sie wollen ein anderes Deutschland, wenn sie an der Macht sind, einen autoritären Staat.
Björn Höcke gilt als Gesicht des rechtsextremen Flügels der AfD. Ist er der gefährlichste Mann Deutschlands?
Björn Höcke ist innerhalb der Szene der gefährlichste Politiker. Der rechtsextreme Flügel der AfD, der offiziell aufgelöst wurde, wird maßgeblich von Höcke angeführt, jetzt wo Andreas Kalbitz weg ist.
Was bedeutet die Auflösung des Flügels für Höckes Einfluss in der Partei?
Bei der Auflösung des Flügels handelt es sich um eine Scheinauflösung. Die Netzwerke innerhalb der Partei werden weiterhin gesponnen. Der Flügel ist auf dem Vormarsch, angeführt von Höcke.
Eva Kienholz33, studierte Germanistik, Geschichte und Deutsche Literatur in Mannheim und Berlin. Sie ist als freie Autorin tätig.
Wird sich die Partei durch den Konflikt mit dem Flügel spalten oder insgesamt nach rechts rücken?
Die AfD wird insgesamt weiter nach rechts rücken, von einer Zweiteilung der Partei gehe ich aktuell nicht aus. Nach und nach werden die Gemäßigten geschwächt und die Vertreter des offiziell aufgelösten Flügels werden zunehmend die Macht übernehmen.
Rücken immer mehr junge Menschen ins Zentrum der AfD?
Es gibt eine aktive Junge Alternative (JA). Dazu gehört auch Dennis Hohloch, der als Kalbitz-Nachfolger kandidiert. Ihm und anderen Mitgliedern der JA sind Bewegungen wie Fridays for Future ein Dorn im Auge. Ihr Fokus liegt darauf, sich vom Mainstream des „linksgrün Versifften“ abzugrenzen. Sie verdeutlichen jungen Menschen: Wenn du cool sein willst, wenn du anti sein willst, dann sei nicht links. Sei rechts.
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