Aufbegehren der Jugend in Thailand: Mutiger Einsatz
Bemerkenswert: Der Einsatz der Jugend in ihrem Verlangen nach Demokratie und einer konstitutionellen Monarchie, die den Namen auch verdient.
E s ist bemerkenswert, was sich derzeit in Thailand tut: Eine junge Generation begehrt gegen das reaktionäre Establishment auf und fordert eine nachhaltige Reform der Monarchie. Ihr Widerstand beweist enormen Mut in einem Land, in dem eine kleine Elite aus einstigen Putschisten, aktiven Militärs sowie alteingesessenen Bürokraten sich in ihrer Arroganz gefällt, weiten Teilen des Volkes zu diktieren, welche Rechte es nicht hat. Und die bereits in der Vergangenheit gezeigt hat, dass sie vor Blutvergießen nicht zurückschreckt.
Inmitten dieses Geflechts sitzt die Monarchie, die nur dem Namen nach konstitutionell und absolut nicht mehr zeitgemäß ist. Geschützt wird das anachronistische System durch ein drakonisches Gesetz gegen Majestätsbeleidigung, das jedem Beschuldigten pro Anklagepunkt bis zu 15 Jahre Haft einbringen kann. Den nahezu gottgleichen Status des Monarchen nutzt vor allem das Militär aus, indem es Putsche mit dem Schutz des Königshauses zu legitimieren versucht.
Sich mit den Mächtigen anzulegen, kann tödlich sein. Das hatten schon die Teilnehmer prodemokratischer Kundgebungen in den Jahren 1973, 1976, 1992 oder 2010 erfahren müssen; viele hatten ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. Umso bewundernswerter ist der Einsatz der jungen Generation in ihrem Verlangen nach echter Demokratie und einer konstitutionellen Monarchie, die den Namen auch verdient.
Ob man zu den Zeiten des vergleichsweise beliebten, 2016 verstorbenen Königs Bhumibol Adulyadej eine solche Welle des Protests hätte initiieren können, sei dahingestellt. Allerdings gilt dessen Sohn und Nachfolger Vajiralongkorn als höchst unpopulär, und das nicht nur, weil er lieber luxuriös in Bayern residiert, als sich um Staatsgeschäfte in Bangkok zu kümmern. Im Gegensatz zu Bhumibol lässt sich Vajiralongkorn nicht als liebender „Vater der Nation“ verkaufen. Dessen Unpopularität mag der aktuellen Demokratiebewegung einen entscheidenden Schub verleihen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee