: Ostseetunnel vor Gericht
Leipzig verhandelt Einwände gegen Fehmarnbeltquerung
Ein Tunnel vor Gericht: Umweltschutzverbände, Reedereien, ein Landwirt und die Stadt Fehmarn klagen gegen den Bau der festen Verbindung zwischen den Inseln Lolland und Fehmarn. Es geht um ein Mammutprojekt mit weitreichenden ökologischen wie wirtschaftlichen Folgen. Ab Dienstag befasst sich das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig mit den Einwänden und Widersprüchen gegen den Bau.
Unter anderem geht es um mehrere Riffe, die dicht an oder sogar auf der geplanten Trasse liegen. „Riff“, das klingt nach Korallen, bunten Fischen und azurblauer See. So spektakulär sieht es sechs Meter unter der Ostseeoberfläche nicht aus, aber auch diese Unterwasser-Hügel bieten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und stehen unter Naturschutz. Der Nabu hatte bereits zu Beginn der Planungen Riffe vermutet – die Warnungen blieben ungehört, in Unterlagen fehlten auf einmal Hinweise auf Sedimente am Untergrund. Nun zeigen Bilder und ein neues Gutachten, dass die Gesteinsformationen am Meeresgrund tatsächlich existieren. Ob ihretwegen nun die Trasse geändert oder gar der Eingriff in den Meeresboden ganz verboten wird, muss das Gericht abwägen.
Doch der Streit um die feste Beltquerung hat mehrere Dimensionen. Vor allem Dänemark will die Straße über die Meerenge, um Warenflüsse von und nach Deutschland zu beschleunigen. Zurzeit leisten Fähren den Transport. Werden sie durch den Tunnel überflüssig, fallen Arbeitsplätze weg. Die Ferieninsel Fehmarn fürchtet mehr Lastwagen und eine Vervielfachung des Zugverkehrs, schließlich sollen im Tunnel Straße und Gleis parallel verlaufen.
Der 18 Kilometer lange Tunnel ist eines der größten Verkehrsprojekte in Europa und mit 7,4 Milliarden Euro Kosten für die Röhre und weiteren 3,5 Milliarden für den Ausbau des Hinterlandes auf deutscher Seite auch eines der teuersten. Im Gespräch waren auch andere Lösungen, etwa eine Brücke. Esther Geißlinger
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