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Honorarkräfte bekommen doch GeldBezirk setzt Schlussakord

Honorarkräfte an Musik- und Volkshochschulen in Friedrichshain-Kreuzberg sollten kein Ausfallhonorar bekommen. Jetzt rudert der Bezirk zurück.

Geht nun mal nicht online: Klavierunterricht Foto: dpa

Berlin taz | Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will Honorarkräften an Musik- und Volkshochschulen nun doch ein Ausfallhonorar zahlen, wenn sie Kurse coronabedingt absagen müssen. Damit setzt der Bezirk, nach massiver Kritik seitens der DozentInnen, diese Sonderregelung nun doch wieder aus. „Der Passus wird mit sofortiger Wirkung ausgesetzt“, heißt es in einem Brief der zuständigen Bezirksstadträtin Clara Herrmann (Grüne) und Amtsleiterin Bärbel Schürrle an die freien DozentInnen.

Anfang Juli sollten Honorarkräfte, die an der Musik- und der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg unterrichten, eine Änderung ihrer Verträge unterschreiben: Im Falle eines erneuten Corona-Ausbruchs sollen diese demnach kein Ausfallhonorar mehr erhalten, falls der Präsenzunterricht nicht stattfinden kann und sich auch kein Onlinekurs als Ersatz einrichten lässt.

Das Kollegium der Musikschule ging daraufhin auf die Barrikaden und verlangte in einer Presseerklärung die Rücknahme dieser Vertragsänderung. Was besonderes Unverständnis bei allen hervorrief: Dass Friedrichshain-Kreuzberg als einziger Bezirk in ganz Berlin diese Neuregelung festschreiben wollte.

In dem gemeinsam verfassten Schreiben an die Lehrkräfte erklären Schürrle und Bezirksstadträtin Herrmann nun: Es sei ihnen um Planungs- und Rechtssicherheit gegangen, heißt es, und um die Schaffung von Transparenz. Denn die Vorgaben des Senats, wie im Falle einer Pandemie mit Unterrichtsausfällen umzugehen ist, seien nicht eindeutig. Eigentlich, so der Tenor, habe man selbst nichts falsch gemacht.

Ein Wort vergessen

Schürrle und Herrmann schreiben weiter: „Wir sichern Ihnen zu, dass Sie – weder mit noch ohne Passus – schlechter gestellt waren oder sind als freiberufliche Honorarkräfte in anderen Bezirken.“

Wahrscheinlich wollte man mit diesem Bekenntnis eigentlich das Gegenteil von dem sagen, was man hier sagt, hat aber das entscheidende Wörtchen „nicht“ vergessen. So mancher der Honorarkräfte in Friedrichshain-Kreuzberg wird sich vielleicht aber einfach nur denken: Danke für die offenen Worte.

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1 Kommentar

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  • (1) EIN Problem "ausgesetzt" ... hoffen wir mal, das Problem ist gelöst. Ich hatte auch glatt überlesen, dass ein "nicht" im entscheidenden Satz fehlt. Der Abkehrwille von der früher verlangten Verzichtserklärung ist aber erkennbar. Die Darstellung der Amtsleitering u. der Bildungsstadträtin läßt leider nicht erkennen, dass hier ein Einsehen in das eigene krude, ungerechte Vorgehen existiert. Es sollte doch nur die aktuelle Rechtssituation dargestellt werden ...

    (2) Hoffentlich ringen sich die Verantwortlichen im Bezirk noch durch, die selbstverschuldeten Probleme der VHS zu lösen: dort ist die "halbe" VHS (konkret der gesamte Deutschbereich) gar nicht erst öffnet wieder eröffnet worden. Und wenn dann doch irgendwann, sieht das neue Konzept des Direktors einen Arbeitsplatzabbau vor: im Integrationsbereich soll eine*n Kursleitende*n dazu verpflichtet werden, in zwei Räumen gleichzeitig einen großen Kurs zu unterrichten. / Die Dozent/inn/en aus FK haben der VHS-Leitung ihre Unterstützung angeboten. Eine Antwort darauf bekamen sie nicht. Auch die Bitte nach einer Konferenz wurde abschlägig beschieden, obwohl an anderen Berliner Volkshochschulen Videokonferenzen wegen der Corona-Probleme stattfanden. / Zudem belastet ein Arbeitsklima der Angst den Deutschbereich. 2019 wurde eine Deutschkollegin in FK nach 27-jähriger Tätigkeit von heute auf morgen per E-Mail ohne ein Gesprächsangebot rausgeworfen. / Der offene Brief der Berliner VHS-Dozent*innenvertretung ist gestern veröffentlicht worden:



    www.vhs-tarifvertr...hain-Kreuzberg.pdf

    +++++++



    Die dazugehörige PE bb.verdi.de/presse...-bd0b-001a4a160119



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    Immerhin soll das VHS-Problem jetzt im Bildungsausschuss des Bezirkes in der kommenden Woche besprochen werden. Die Dozent*innen sind hierzu explizit eingeladen worden. Es geht voran!