angefahren: Wo die wilden Kerle knattern
Es ist noch nicht lang her, da verbreitete ein Hamburger Boulevardmedium eine wenig überraschende Erzählung: Die grünen Spaßbremsen – zuverlässig gegen alles, was dem kleinen Mann auf der Straße „ein bisschen Freude“ bereitet – wollten die Autokinopläne für die Bahrenfelder Trabrennbahn verhindern. „Unzeitgemäß“ sei solches Kfz-Kino, so die Altonaer Bezirksfraktionschefin Gesche Boehlich, man wolle „keine Stinkekisten in unserem Stadtteil“. Aber auch eine Ebene höher bremsten demnach die Funverächter*innen: So habe Anjes Tjarks, damals noch Kopf der Bürgerschaftsfraktion, „versucht, das Ganze zu torpedieren“, sei aber „abgeblitzt“ beim Bürgermeister.
In der ausgehenden Woche nun trafen sie sich wieder, der grüne Fahrradfreund und die großen Freiluftleinwände: Tjarks ist inzwischen Verkehrssenator ( ganz Gewitzte sprechen schon mal vom „Radsherrn“), und das Autokino – nicht in Bahrenfeld, sondern auf dem Heiligengeistfeld – plötzlich „1. Hamburger Fahrradkino“. Ehe mäßig informierte Motorisierte nun gleich wieder ihr Grundrecht auf Abgasemission aggressiv vorwärtsverteidigen: Alles nur ein Gag, ein Freitagabend für die Verkehrszukunft, vier „Filme für Jung und Alt“, denen beizuwohnen sich auch Tjarks angekündigt hatte.
Nun ist, einerseits, jedes Kino eines für Radelnde – außer den ausdrücklich nur in Blech gehüllt aufzusuchenden. Auf den möglichen Hintergrund der Aktion wiesen, andererseits, diesmal linke Spaßbremsen hin: Einen Tag später rollen die maximal ungrünen Zweiräder ins Kino, die von Harley Davidson: Am heutigen Samstag wird das Heiligengeistfeld zum „Motorradkino“. Und was steht auf dem Programm? Der Kultfilm unter midlifekriselnden Zahnärzten und Steuerfachanwälten mit Abschreibungsbedarf: „Easy Rider“. Alexander Diehl
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