produkttest: Sitzen wie auf einem Jenga-Turm
„Das ist vermutlich das Erwachsenste, was ich in meinem Leben gekauft habe“, sagt meine temporäre Bürokollegin M., als ein Paket für sie ankommt. Darin: zwei traurige rote Luftballons als Polsterung und viele Holzteile. Setzt man sie übereinander, sieht das Ergebnis aus wie ein Jenga-Turm, auf den man sich draufsetzen kann.
Der MiShu-Gesundheitsstuhl soll gut für den Rücken sein, und man glaubt das sofort, denn er sieht sehr unbequem aus. Ich setze mich auch einmal kurz drauf. Es ist wackelig. Es nervt. Ich lasse es schnell wieder. Man kann ihn nicht mal verschieben, ohne dass man seinen Einsturz riskiert.
Nach drei Wochen wird der MiShu-Stuhl wieder zerlegt. M. will ihn nicht verdammen, Freundinnen hätten gute Erfahrungen gemacht, sagt sie. Aber sie selbst hatte gerade einen Bandscheibenvorfall, und da ist ein Sitzding, das in drei Dimensionen beweglich ist, nicht gut. Und weil der Stuhl knapp 1.000 Euro kostet, schickt sie ihn lieber zurück. „Das Grundproblem ist: Ich sollte nicht sitzen“, sagt M. und packt die Luftballons wieder ein.Michael Brake
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