Gegenprotest zur Hygienedemo in Berlin: Rechte Folienkartoffeln wegbassen
Dezentral und laut: Reclaim Club Culture und andere linke Initiativen rufen für das Wochenende zum Protest gegen die sogenannten Hygiene-Demos auf.
Man wolle mit Blick auf die Missstände an der EU-Außengrenzen für eine solidarische Gesellschaft demonstrieren – mit Musik und getreu dem Motto: „Leave no one behind“. Eine Sprecherin der Reclaim Club Culture sagte, dass zudem die „rechten Folienkartoffeln“ der sogenannten Hygiene-Demos ein Problem seien: „Letzten Samstag hat ein Mob aus Anabolika-Nazis, Antisemit:innen und Aluhutbürger:innen versucht, den Alexanderplatz für sich zu vereinnahmen. Das lassen wir uns in Berlin nicht bieten.“
Das Bündnis ruft dazu auf, ab 14 Uhr am Alexanderplatz, aber auch dezentral überall in der Stadt spontane Kundgebungen gegen Nazis, Faschist:innen und Antisemit:innen anzumelden. Dafür solle man vor Ort Eilversammlungen bei Polizisten anmelden. „Bringt Spaß, Musik und eure Freund:innen mit. Stellt euch quer. Bildet bunte Banden – und vergesst dabei nicht, euch zu maskieren!“, heißt es bei dem Bündnis.
Derzeit sind gemäß des Infektionsschutzes nur Kundgebungen von bis zu 50 Personen mit dem erforderlichen Mindestabstand erlaubt. Vergangenes Wochenende war es bei unangemeldeten sogenannten Hygiene-Demos von einer Mischszene aus rechten, esoterischen und teilweise auch vermeintlich linken Verschwörungsideolog:innen zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Auch für dieses Wochenende kündigte die Polizei einen großen Einsatz an. Vergangenen Samstag nahm die Polizei 80 Personen am Alexanderplatz fest.
Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungsmythen
Auch das Berliner Bündnis gegen Rechts erneuerte seine Kritik an den sogenannten Hygiene-Demos: Von Beginn an seien bei deren Veranstaltungen Personen aus verschiedenen eindeutig rechten Gruppierungen, Parteien und Organisationen anzutreffen gewesen. Die Organisator*innen hätten sich nicht konsequent von diesen distanziert.
Der Sprecher des Bündnisses sagte: „Sie hätten ihre Veranstaltung absagen müssen, als klar war, dass die Versammlungen von rechts vereinnahmt wurden.“ Die Organisator*innen seien verantwortlich, dass Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungsmythen und Positionen verschiedener rechter Ideologien reproduziert würden – „sie spielen das Spiel der Rechten mit, ob sie wollen oder nicht“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“