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60 Bücher im Jahr

STADTBIBLIOTHEK Die Zahl der ausgeliehenen Bücher steigt, die der Büchereiausweise aber sinkt

Zunehmend weniger Menschen leihen immer mehr Bücher aus. Das ist Bilanz der Stadtbibliothek, fünf Jahre nach ihrem Umzug vom Schüsselkorb ins Polizeihaus am Wall. Zwar ist die Besucherzahl, verglichen mit dem alten Standort, um 60 Prozent auf 700.000 im Jahr gestiegen. Dafür ist die Zahl der Bibliotheksausweise gesunken: Waren es vor fünf Jahren noch 70.000, so liegt die aktuelle Zielzahl bei 52.000. Dafür werden heute pro Karte 60 Bücher im Jahr ausgeliehen – 2005 waren es 50.

„Wir haben insbesondere junge Erwachsene verloren“, sagt Bibliotheksdirektorin Barbara Lison mit Verweis auf die Preiserhöhung von 2005. Deswegen soll jetzt ein ermäßigter Preis von 15 Euro für junge Erwachsene eingeführt werden, um den Sprung von der kostenfreien Nutzung im Kindesalter auf Gebühren von 25 Euro abzumildern. Auch bei der Ansprache von Älteren, vor allem aber von Russland-Deutschen gebe es noch „Defizite“, so Lison. Wie viele Migranten oder Hartz IV-Empfänger die Bibliothek nutzen – dazu gibt es wegen des Datenschutzes keine Zahlen. Derzeit zahlt ein Viertel der 35.000 erwachsenen Bibliothekskartenbesitzer den ermäßigten Tarif – neben Arbeitslosen zählen dazu aber auch Studierende und Pensionäre.

Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz betonte anlässlich des Jubiläums, die Stadtbibliothek müsse von Einsparungen weiterhin verschont bleiben. Das Angebot sei eine „nicht verhandelbare Aufgabe“, so Emigholz. Zugleich kündigte sie die Einrichtung zweier „Lesepunkte“ auf Stadtteilebene an – zwei Mini-Bibliotheken, die wohl in Obervieland und Hemelingen angesiedelt werden. Ferner darf die Bibliothek künftig an Sonntagen öffnen, wenn sie verkaufsoffen sind – also rund fünfmal im Jahr. Eine generelle Sonntagsöffnung ist nur wissenschaftlichen, nicht öffentlichen Bibliotheken erlaubt.

Keine Lösung gibt es bislang für Baumängel, die nach wie vor für schlechtes Klima in der Stadtbibliothek sorgen. Eine Klimaanlage gibt es nicht, aber die Lüftung weist nach wie vor technische Probleme auf. Die soll nun der in fünf Jahren dritte Besitzer der Immobilie lösen. MNZ

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