Samstagskrimi im Ersten: Ein bisschen Urlaubsersatz
Dünen aus Drohnenperspektive: In Husum möchte Komissarin Ria Larsen eine Mordserie aufklären. Der Täter wurde aber vielleicht schon gefasst.
Die geistige Elite wird die vielen Drohnenaufnahmen in diesem Samstagabendfernsehkrimi monieren. Da ist was dran. Seit Luftaufnahmen mittels kleiner Propellermaschinen günstig zu machen sind, tauchen sie in mehr als jedem zweiten Fernsehfilm auf.
Andererseits sind gerade diese Luftaufnahmen nicht ohne Reiz. Wenn die Kamera die Küstenlandschaft bei Husum überfliegt, dann mögen daran viele Freude finden, denen die gegenwärtige Corona-Pandemie den Osterurlaub verhagelt hat.
Mehr Skepsis ist aufzuwenden auf den Umstand, dass es sich um einen weiteren Beitrag aus dem Serienkiller-Genre handelt. Der Schriftsteller Raymond Chandler soll gesagt haben, dass er, sobald er mit einer Geschichte nicht weiterkam, einfach einen Mann mit einem Revolver durch die Tür kommen ließ. Heutige Thrillerautor:innen legen stattdessen die nächste Leiche aus, sobald sie nichts mehr zu erzählen wissen.
Bei der Drehbuchautorin Heike Voßler sieht das ein wenig anders aus. Die Morde haben einen Kontext. Die Geschichte besitzt über das reine Krimigeschehen hinaus Relevanz. Ein unmodernes Kriterium, aber warum nicht mal ein bisschen altmodisch sein? Besinnen wir uns nicht gerade alle auf klassische Werte?
Die Rolle des Psychopathen ist etwas übertrieben
Die erste Tote sitzt, vom Täter oder der Täterin adrett hergerichtet und mit einer markanten Tätowierung versehen, in den Dünen auf einer Bank. Eine Mordkommission wird aufgestellt. Die junge Kommissarin Ria Larsen (Karoline Schuch) bekommt die Leitung übertragen. Die Verwunderung der älteren Kollegen ist mit Händen zu greifen.
„Die Toten am Meer“, Sa., 20.15 Uhr, Das Erste
Der Chef (Max Herbrechter) hat seine Gründe. Die Merkmale der Tat stimmen mit einer älteren Mordserie überein. Damals wurde der Täter gefasst: Eberhard Wernicke (Martin Wuttke), der seitdem die forensische Psychiatrie nicht verlassen hat. Hat er einen Nachahmer gefunden, oder lenkt er aus der Haft eine Marionette?
So weit, so üblich. Hinzu kommt nun aber, dass die damalige Ermittlungsleiterin Elisabeth Haller (Charlotte Schwab) über dem Fall zu einem Wrack geworden ist. Larsen bemüht sich um ihre Mitarbeit und muss sich obendrein noch männlicher Kollegen erwehren, die mehr hindern als helfen.
Einwände? Martin Wuttke in der Rolle des abgefeimten Psychopathen hätte etwas gebremst werden dürfen. Und man könnte mal darüber nachdenken, ob sich Kommissarinnen zwingend entweder beim Joggen oder im Schwimmbad abreagieren müssen.
Gibt es da wirklich keine anderen Ideen?
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