Soforthilfe für Solo-Selbstständige: Meister Eder und Corona
Viele Autor*innen sind durch Corona von Armut bedroht. Gerade jetzt, wo nur noch Reisen in die Fantasie möglich sind, ist Solidarität gefragt.
T eile von uns stehen in Ihrem Wohnzimmer, in Ihrem Bücherregal, das von Bildung zeugt, vom „Guten, Wahren und Schönen“. Wir Schriftsteller*innen haben es mit unseren Ideen gefüllt. Obwohl Bücher viele Menschen von Kindesbeinen an begleiten, wissen die meisten erstaunlich wenig darüber, wie wir leben. Schillers verfaulter Apfel im Schreibtisch ist manchen vielleicht ein Begriff:
Ein Genie, das von der Muse abgebusselt Weltliteratur hervorbrachte und ähnlich wie auch der arme Poet von Carl Spitzweg das Bild des Schriftstellers in der Öffentlichkeit prägte: Arbeit? Fehlanzeige, denn schreiben bereitet Freude. Komfort? Wir ernähren uns von Luft und Tinte, hausen in unserer „Ideenwelt“. Doch vom Schreiben leben zu können, bedeutet eine enorme Plackerei, immer mit einem Fuß im Dispo. In Zeiten von Corona bleibt für viele nur Hartz IV.
Ein Massaker an Büchern
Wer überhaupt noch Rücklagen hat, müsste sie aufbrauchen, um auf Soforthilfe zurückgreifen zu dürfen, oder Engpässe bei Betriebsausgaben vorweisen. Dies könnte man, wenn man in der Liga von Stephen King mittippt, durch Ausgaben für Angestellte. Die meisten von uns sind schon glücklich, überhaupt vom Schreiben leben zu können.
ist Vorsitzender des Verbandes der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Mittelfranken. Sein letzter Krimi, „Fronten“, erschien 2017 im Verlag Edition Nautilus.
Mit den Ideen, die wir aus unseren hervortretenden Rippen schwitzen, erschaffen wir symbolische Produkte, eine ganze Industrie, von der wir immer schwerer existieren können. So geht es im Übrigen auch vielen anderen Soloselbstständigen. Mal ehrlich: Was wäre Ihr Leben ohne Pumuckl oder das abendliche Betthupferl des Bayerischen Rundfunks? Ohne den Krimi, der Sie wohlig frösteln lässt auf der Suche nach dem Mörder?
Der bayerische Umgang mit Schriftsteller*innen in der Coronakrise kommt einem Massaker an Büchern gleich. Bedroht die Existenz derer, die uns mit lustvollen Reisen in andere Lebenswelten beschenken. Gerade jetzt eine der wenigen Möglichkeiten für eine Expedition. Also seien Sie solidarisch mit Meister Eder, damit er nicht an Corona stirbt.
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